© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/10 19. März 2010

Frisch gepresst

Staatsbankrott. Vor vier Jahren warnte Max Otte davor, daß „Der Crash kommt“. Der Wormser Ökonom wurde dafür belächelt. 2009 warnte der Journalist Michael Grandt angesichts der Finanzkrise und sinkendem Garantiezins vor dem „Crash der Lebensversicherungen“. Jörg Westphal, Chef von Protektor, der Sicherungseinrichtung der privaten Renten- und Lebensversicherer, beeilte sich wegen des Verkaufserfolges des Buches zu betonen, daß die Deutschen mit ihren 90 Millionen Verträgen „die am besten geschützten Versicherungskunden“ seien. Passend zur Euro- und Griechenland-Krise prognostiziert Grandt nun sogar den „Staatsbankrott“. Verständlich und mit umfangreichen Quellenangaben zeigt er auf, daß derzeit schon mindestens zwölf Staaten akut von einem Staatsbankrott bedroht sind (Der Staatsbankrott kommt! Hintergründe, die man kennen muß. Kopp Verlag, Rottenburg 2010, gebunden, 384 Seiten, 19,95 Euro). Grandt beleuchtet dabei auch die Hintergründe der Weltfinanzkrise und die Rolle der von privaten Großbanken kontrollierten US-Notenbank Fed. Selbst Deutschland, das schon 1923 und 1948 zu Währungsreformen gezwungen war, ist nach Ansicht Grandts nicht vor einem erneuten Staatsbankrott gefeit – schon bei einem Ausfall von nur 15 Prozent der Bankbilanzsummen wäre es soweit. Ob künftig hohe Inflationsraten oder eine Währungsreform zur Bewältigung der kommenden Schuldenkrise eingesetzt werden, weiß niemand. Aber daß die nächste Krise wegen der Bankschuldenübernahme durch den Staat vorprogrammiert ist, das ist leider keine Verschwörungstheorie.

 

Gefahr von rechts. Achtung, Achtung: „Die politische Mitte der europäischen Länder gerät in Bedrängnis“ – zumindest wenn man Werner A. Perger glauben möchte. Was immer der Zeit-Journalist auch unter der politischen Mitte der europäischen Länder versteht, gefährdet wird sie nach seiner Ansicht durch die immer erfolgreicher werdenden Rechtspopulisten. Und diese reichen „von den neuen nationalchauvinistischen, fremdenfeindlichen Parteien bis zu den ideologischen Erben eines alten völkischen Rassismus samt der vor allem in Skandinavien und von da nach Deutschland exportierten wabernden Arier-Überlegenheitsphantasien“. Zu Papier gebracht hat der 67 Jahre alte Journalist seine Phobie im mittlerweile achten Band der Reihe „Deutsche Zustände“ des Bielefelder Soziologen Wilhelm Heitmeyer (Suhrkamp Verlag, Berlin 2010, broschiert, 320 Seiten, 15 Euro). Dieser beschäftigt sich mit den Auswirkungen der internationalen Wirtschafts- und Finanzkrise auf die Entwicklung der „Gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit“ und geht unter anderem der Frage nach, ob Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in Krisenzeiten zunehmen. Angesicht von Autoren wie Perger, Heribert Prantl (Süddeutschen Zeitung) oder dem Publizisten Günter Walraff ist das Ergebnis wenig überraschend. Entwarnung ist daher Fehlanzeige. Alles andere wäre aber auch eines Heitmeyer unwürdig.

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