© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/10 26. März 2010

UMWELT
Patriotischer Einkaufsführer
Michael Howanietz

Mit der Aktion „Heimisch kaufen“ (www.heimischkaufen.at) könnte der Österreichische Bauernbund einen großen Coup landen. Die Idee ist einfach, das Konzept schlüssig. Der in den Ampelfarben gehaltene Aufkleber klärt über die Arbeitsplatzrelevanz des jeweiligen Produkts auf. Grün steht für österreichische Hauptrohstoffe und inländische Verarbeitung. Bei Gelb ist zumindest ein Kriterium erfüllt. Ist das „Job-Pickerl“ rot, und die Werbefigur Paul Heimisch blickt einen traurig an, dann heißt das für den bewußten Konsumenten: Finger weg. Hier gehen rotweißrote Arbeitsplätze verloren. Da dies auch eine politische Stellungnahme ist, können sich Grüne und FPÖ nun ärgern, ließen sie doch ähnliche Projekte in der Schublade verstauben.

Die ÖVP-Bauernbündler indes dürfen sich freuen, sprang doch auch Hans Dichand (Herausgeber der in Österreich meistgelesenen und so einflußreichen Kronen Zeitung) mit einem erfreuten „Endlich macht das jemand!“ auf den patriotischen Einkaufszug auf. Ziel des Bauernbundes und der beteiligten österreichischen Lebensmittelverarbeitungsbetriebe ist die Bewußtmachung der Zusammenhänge hinter den adrett drapierten Einkaufsregalen. Frische dank regionaler Wirtschaftskreisläufe, heimische Qualität, reif geerntet, Arbeitsplätze in der Region sichern und kurze, umweltfreundliche Transportwege sind die wesentlichen Leitsätze der Aktion. Deren Protagonisten sind die vierköpfige Familie Heimisch und eine „Logo-Kugel“, die aus schnitzwerkstattduftender, hochalpiner Zirbe gefertigt wurde. „Heimisch kaufen“ ist ein Gegentrend zu Monopolisierung und Gleichmacherei auf dem Nahrungsmittelsektor und eine sympathische Aktion, die von CDU und CSU wohl als politisch zu unkorrekt gescheut würde.

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