© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/10 26. März 2010

Meldungen

Griechenland-Krise: Rettung der Banken?

FRANKFURT. Die Deutsche Bank hat öffentlich zugegeben, daß es bei den geplanten EU-Hilfen und staatlichen Bürgschaften für das überschuldete Griechenland in Wahrheit um Rettungsaktionen für Finanzkonzerne geht (JF 12/10). „Deutsche Banken haben beträchtliche Milliarden im Feuer gegenüber dem Land“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Josef Ackermann, vorige Woche bei einem Vortrag im Frankfurter Center for Financial Studies (CFS). Angesichts der möglichen Folgen für die Bank- und Versicherungsbranche warnte Ackermann: „Wenn wir Griechenland nicht stabilisieren können, haben wir das nächste Problem. Die Kosten sind zu hoch, wenn man keine Rettung findet.“ Zunächst müsse aber die griechische Regierung ihren Staatsetat aus eigener Kraft sanieren. Die Krise in Griechenland sei nicht von Spekulanten verursacht worden: „Die Reaktion mancher Politiker legt eine Verwechslung von Ursache und Wirkung nahe“, so Ackermann. Die Deutsche Bank selbst ist laut eigener Aussage aber nur „sehr gering“ in Griechenland engagiert. Deutsche Banken und Versicherungen sind dennoch mit etwa 32 Milliarden Euro der drittgrößte Gläubiger Griechenlands. Besonders hohe Außenstände sollen die Commerzbank-Tochter Eurohypo und die notverstaatlichte Hypo Real Estate (HRE) haben.

 

Spanier und Griechen streiken am häufigsten

KÖLN/ATHEN. Trotz der aktuellen Proteste gegen das Sparprogramm der Regierung ist die Streikfreudigkeit in Griechenland im vergangenen Jahrzehnt insgesamt stark zurückgegangen. „In den siebziger Jahren fielen je 1.000 Arbeitnehmer mehr als 800 Arbeitstage pro Jahr aus, in den neunziger Jahren waren es noch 300“, heißt es in einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Mit etwa 162 Ausfalltagen pro Jahr rangiere Griechenland aber zusammen mit Spanien (163) an der Spitze in der EU. In Frankreich wurden zwischen 2000 und 2008 im Schnitt 102 Ausfalltage gezählt, in Italien 88 und in Belgien 74. Österreich (45), Dänemark (37) und Großbritannien (30) lagen im Mittelfeld. In den Niederlanden (9), Ungarn (8), Polen (6) und Deutschland (5) war die Streikfreudigkeit hingegen sehr gering. Nur in der Slowakei gab es praktisch keinen streikbedingten Arbeitsausfall.

 

Kinderärzte fordern Lebensmittelampel

BRÜSSEL. Kinderärzte haben die EU-Parlamentarier aufgefordert, die Ampelkennzeichnung von Lebensmitteln (JF 33/09 ) gesetzlich zu verankern. „Wir bitten Sie dringend, nicht nur die Interessen der Nahrungsmittelindustrie  zu unterstützen“, heißt es in dem Schreiben des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ). Nährwerttabellen seien nicht ausreichend, erläuterte BVKJ-Präsident Wolfram Hartmann bei einem Vortrag in Weimar. Speziell für bildungsferne Familien sei ein „leicht und intuitiv“ zu verstehendes System wichtig. „Zusätzlich sind noch groß geschriebene Informationen über die Lebensmittel erforderlich“, so Hartmann. Der zuständige EU-Parlamentsausschuß ENVI hat die Pflichtampel für Fett, Salz und Zucker vorige Woche abgelehnt. Das Parlament soll im Mai entscheiden. Danach wird dann der EU-Rat der 27 Regierungen sein Votum abgeben.

 

Zahl der Woche

Schon 2,7 Millionen der insgesamt 30,7 Millionen abhängig Beschäftigten in Deutschland haben nur noch einen Arbeitsvertrag auf Zeit. Damit stieg ihr Anteil seit 1991 von 5,7 auf 8,9 Prozent. In der Altersgruppe der 20- bis unter 25jährigen arbeitet sogar jeder Vierte mit befristetem Vertrag. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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