© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/10 26. März 2010

Meldungen

Musikfestival im Norden mit „Polen im Puls“

KIEL. Das seit 1986 allsommerlich in Kirchen und Scheunen stattfindende Schleswig-Holstein-Festival, inzwischen das größte seiner Art in Nordeuropa, feiert seinen 25. Geburtstag. Schwerpunkt des soeben veröffentlichten Programms ist unser Nachbarland Polen – unter dem Motto „Polen im Puls“. Da man nicht einmal 2009, als die Musik-Supermacht Deutschland im Mittelpunkt stand, die Fülle des klassischen und romantischen Wohllauts erleben durfte, muß der Besucher sich 2010 erst recht auf karge Kost einstellen, wenn der musikalische Zwergstaat Polen auf dem Programm steht. Denn abgesehen vom naturalisierten Franzosen Chopin bietet die polnische Musikgeschichte durchweg Marginales und Epigonales. So mußten die Veranstalter den Festivalkalender mit viel deutschem Beiwerk (Sonaten, Streichquartette, Lieder von Beethoven bis Mahler) auffüllen, vor allem aber mit „modernem“ Musikschaffen. Dazu zählen sie polnischen Jazz, an der Spitze Karoline Glazer und Band, die sich Mitte Juli in Hamburg und in der holsteinischen Konzertscheune Salzau mit „Jazz- und Scat-Gesang aus Polen mit elektronischen Sounds und Latino-Rhythmen“ präsentieren werden. Fürs Kuhhaus Altenhof bei Eckernförde sind „fetzige Sounds für drei Akkordeons“ avisiert, in Wyk auf Föhr laden „Kletzmerstars aus Krakau“ ein. 

 

Besatzungskinder im Osten: „Negerbastarde“

ESSEN. Das Heft 51/2009 von WerkstattGeschichte konzentriert seinen Schwerpunkt auf das provozierende Thema „Bastarde“. Wohl um die vornehmlich in Norwegen, Holland und Frankreich in letzter Zeit belebte öffentliche Diskussion über die lange nach 1945 andauernde Diskriminierung von Frauen zu konterkarieren, die sich mit Soldaten der Wehrmacht „eingelassen“ hatten, präsentiert Regina Mühlhäuser die von der NS-Rassenideologie dominierte Handhabung derartiger „Beziehungen“ in den besetzten Gebieten der Sowjetunion. Die Kinder, die diesen gar nicht seltenen, vornehmlich deutsch-russischen und deutsch-ukrainischen Verbindungen entsprangen, seien – wie Mühlhäuser dies anhand einer zeitgenössischen Quelle charakterisiert – erniedrigt worden wie „Negerbastarde“. Nicht mehr zum Schwerpunkt, aber doch damit verwandt ist die Studie Eckart Schöles über die „Internationale der Antisemiten“ am Beispiel des Weltdienstes des Erfurter Verlegers und Publizisten Ulrich Fleischhauer sowie seines Anteil am international beachteten Berner Prozeß um die „Protokolle der Weisen von Zion“ (1935). Schöles Darstellung von Fleischhauers früher Ausschaltung (1937) aus dem „Geschäft“ der antijüdischen NS-Propaganda wirft zugleich ein Licht auf das Schicksal der „Völkischen“ im Dritten Reich.

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