© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/10 26. März 2010

Die SVP-Präsidentin Gabriella Binkert: Auf der Suche nach den afrikanischen Wurzeln
Und plötzlich hat man ein paar Schwestern mehr
Frank Liebermann

Manche Dinge sind oft anders, als sie scheinen – beispielsweise die Schweizer Volkspartei (SVP). Immerhin gilt sie in der Schweiz und im restlichen europäischen Ausland bei den selbsternannten Progressiven als populistisch, rückwärtsgewandt, ausländerfeindlich und die Inkarnation von Kleingeist.

Daß diese Klischees oft falsch sind, zeigt sich an verschiedenen Beispielen. Gabriella Binkert ist ein solches. Sie hat eine schwarze Hautfarbe und wohnt in einer ländlichen Region des Kantons Graubünden. Val Müstair ist ein kleiner Ort in der räto-romanischen Schweiz. Normalerweise könnte man vermuten, Schwarze hätten es dort schwer. Bei der 49jährigen ist das anders. Sie ist nicht nur Präsidentin der örtlichen SVP, sondern auch Kreispräsidentin, was in Deutschland einer Landrätin entsprechen würde. Nicht nur die Parteiwahl der Politikerin zog Aufmerksamkeit auf sich, sondern auch, daß sie bei Ausländerfragen selbst für SVP-Verhältnisse am rechten Rand agiert.

Gabriella Binkerts Mutter lernte einst in London einen charmanten nigerianischen Studenten kennen, der später Minister in Nigeria wurde. Lange hielt ihre Liebe nicht, die Trennung kam so schnell wie die Beziehung, aus der die Tochter hervorging. Später ging die Mutter in die Schweiz zurück.

In der Sendung „Reporter“ porträtiert das Schweizer Fernsehen Gabriella Binkert. Dabei wird nicht nur gezeigt, mit welcher Hingabe die „Powerfrau“ ihre politische Arbeit erledigt, sondern auch, wie sie den vielen Fragen nach ihrer Hautfarbe mit viel Humor begegnet. Die Wurzeln lassen sich eben nicht verleugnen. Also begibt sie sich auf Spurensuche nach Nigeria. Hier erlebt sie ihr blaues Wunder: Sie trifft auf ihre in der DDR aufgewachsene Halbschwester Halima. Diese eröffnet der überraschten Gabriella, daß es da noch ein paar weitere Geschwister gibt … Peu à peu prallen nun die Kulturen aufeinander.

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