© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 14/10 02. April 2010
Potsdamer
Schloßbaustelle Bei allerbestem Frühlingswetter fand am Donnerstag vergangener Woche der erste Spatenstich nebst Sektempfang für den Bau des neuen Landtags in Potsdams Mitte statt. Vor der Kulisse von Schinkels Nikolaikirche und dem bereits wiedraufgebauten Fortunaportal des Stadtschlosses wird der künftige Sitz der Brandenburger Parlamentarier nicht nur an derselben Stelle stehen wie die einstige Residenz der Hohenzollern, er soll auch im äußeren Erscheinungsbild dem Knobelsdorffschen Bau von 1751 zum Verwechseln ähnlich sehen. Der Software-Milliardär Hasso Plattner hat mit seiner Spende von 20 Millionen Euro dafür gesorgt, daß nicht ein weiteres Glas-Metall Ungetüm die Innenstadt verunziert. Rund 300 Personen wohnten dem Festakt bei. Neben Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD), der vom wiedererstehenden schönsten Platz Europas sprach, und dem Landtagspräsidenten Gunter Fritsch (SPD), für den Potsdams Narbe wieder zuheilt, waren auch Gegendemonstranten zugegen. Jedoch hallten über den Platz vor dem Fortunaportal nicht nur die üblichen linken Nie wieder Preußen-Schreie: Etwas abseits des Geschehens hatten sich neben den knapp 20 Schloßgegnern rund 40 Demonstranten versammelt, die lautstark gegen die rot-rote Koalition in Brandenburg protestierten. Zitate Platzecks gab es zu lesen, der noch 2008 die Linkspartei für nicht regierungsfähig hielt. Rufe wie Pfui Platzeck, Stasi raus waren zu vernehmen, die offensichtlich von enttäuschten CDU-Anhängern stammten. Platzeck hatte nach den Landtagswahlen im vergangenen Jahr überraschend die Linkspartei der Union als Regierungspartner vorgezogen. Der Chef der Jungen Union Brandenburgs, Hans-Wilhelm Dünn, gesellte sich von den diesen Demonstranten kommend zu den Zuschauern. Die CDU hat im Land Brandenburg wie auch in der Stadt Potsdam selbst politisch kaum Gewicht. In Potsdam stellt die Union mit 12 Prozent knapp die drittstärkste Fraktion gegenüber einer Zwei-Drittel-Übermacht von linken Parteien. Von der Aktion Linkstrend stoppen habe er schon gehört, sagte Dünn gegenüber der JUNGEN FREIHEIT. Auf die Frage, ob er denn schon unterschrieben habe, kam nur ein leises Ich bin doch nicht verrückt |