© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/10 02. April 2010

Schlaflose Nächte in Blau
Die Sonne als Therapeut: Das Tageslicht reguliert den Hormonhaushalt / Sonnenlicht ist ein natürliches Heilmittel
Fabian Schmidt-Ahmad

Dosis sola venenum facit – die Menge macht das Gift, so lautet der berühmte Ausspruch des Paracelsus. Wie für so vieles gilt dieser fünf Jahrhunderte alte Rat auch für das Sonnenlicht. Während man heute angesichts der zunehmenden Hautkrebsfälle eher dazu geneigt ist, vor den Gefahren übermäßigen Sonnenbadens zu warnen, wird dabei leicht übersehen, daß Sonnenlicht an sich ein natürliches Heilmittel ist.

Wie man mit der Sonne nicht als Quelle von Gefahren, sondern von Gesundheit umgehen kann, zeigte Thomas Klein bereits vor drei Jahren mit „Sonnenlicht – das größte Gesundheitsgeheimnis“ (JF 12/07). Jetzt erschien das Sachbuch in einer überarbeiteten und stark erweiterten Auflage neu.

Künstliche Lichtquellen stören den Schlafrhythmus

Der Autor von Gesundheitsratgebern wie „Osteoporose – Die folgenschweren Irrtümer der Osteoporose-Medizin“ (JF 28/07) erläutert sachkundig und allgemeinverständlich die komplexen Wirkzusammenhänge der Sonne auf unser Leben: wie das natürliche Tageslicht unseren Hormonhaushalt reguliert und beispielsweise die Ausschüttung des „Schlafhormons“ Melatonin steuert.

Ergänzt wird dies durch Hinweise auf Gefahren, die das moderne Leben mit sich bringt – in diesem Fall, wie manche künstlichen Lichtquellen den Schlafrhythmus empfindlich stören können. „Fällt Licht mit einem hohen Blauanteil in die Augen, so wird von der Netzhaut die Botschaft ans Gehirn geleitet, daß heller Tag herrscht.“ Dieser Effekt gilt unter anderem für Fernseher, PC-Bildschirme und Leuchtstofflampen (wozu auch die sogenannten Energiesparlampen gehören), weshalb man diese am Abend möglichst meiden sollte.

Einen Schwerpunkt legt Klein auf die Beschreibung der unterschiedlichen Wirkung ultravioletter Strahlung. Während die kurzwellige UVB-Strahlung unsere Haut zur Bildung des lebenswichtigen Vitamin D anregt und im Übermaß zu Sonnenbrand führt, kann die UVA-Strahlung bei zu starker Einwirkung das Hautkrebsrisiko erhöhen. Hart ins Gericht geht Klein mit künstlichen Sonnenschutzmitteln, die meistens nur den UVB-Anteil des Lichts filtern: „Doch die UVA- und die Infrarot-Strahlendosis erhöhen sich mit verlängertem Sonnenbad, wodurch die Haut allmählich geschädigt wird, schneller altert und faltig wird.“

Statt dessen empfiehlt Klein einen kombinierten Schutz aus allmählich aufgebauter Selbstbräunung in Verbindung mit einer gezielten Diät. „Dadurch ergibt sich in der Summe ein Lichtschutzfaktor von über 100.“ Doch auch beim Sonnenbaden sollten bestimmte Regeln beachtet werden, wie beispielsweise ein Sonnenstand von 45 Grad und höher. Da im Gegensatz zu UVA die UVB-Strahlung von der Atmosphäre stark gefiltert wird, ist ihr Anteil am Licht dann am größten, wenn sie den kürzesten Weg durch diese zurücklegt. Allerdings ist auch hier das rechte Maß zu halten. „Hitzebäder sollten vor allem bei Kranken unbedingt vermieden werden.“

Ergänzt werden diese Erläuterungen durch einen kulturgeschichtlichen Überblick durch die Jahrtausende, wie die Sonne nicht nur Gegenstand religiöser Verehrung war, sondern auch ganz praktisch als Arzneimittel eingesetzt wurde. Auf dichtem Raum trägt Klein hier eine Fülle an Fakten zusammen, insbesondere was den aktuellen Forschungsstand betrifft. Dies läßt den Leser verwundert fragen, warum dieses Wissen überhaupt verdämmern konnte. Ein umfangreicher Fußnotenapparat wie ein ausführliches Sachwörterverzeichnis beschließen das überaus informative Buch und regen zum Selbststudium an.

Thomas Klein: Sonnenlicht – das größte Gesundheitsgeheimnis. Hygeia-Verlag, Dresden 2010, broschiert, 464 Seiten, 18,80 Euro

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