© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/10 02. April 2010

Studentische Verbindungen: Trotz vielfacher Anfeindungen auf dem Weg in Richtung Zukunft
Weitergabe des Feuers
Alexander Lechler

Gewalt und überbordende Antipathie gegen Studentenverbindungen sind längst zur Normalität geworden. Erst vor einigen Wochen kam es anläßlich des Wiener Korporationsballs zu schweren Ausschreitungen und Festnahmen. Kaum eine Verbindung bleibt von der Gewalt verschont, besonders schlimm sind die Zustände in Göttingen. Aber auch in weniger traditionellen Universitätsstädten kommt es immer wieder zu Protesten gegen Verbindungen, etwa am vorletzten Wochenende in Bielefeld.

Unter dem Motto „Das Leben ist schöner, lauter und bunter ohne Band und Mütze“ rief die örtliche Antifa zur Demonstration gegen den dort stattfindenden Bismarck-Kommers auf. Obwohl Studentenverbindungen von Grund auf demokratisch sind, spricht die Antifa von antidemokratischen Einstellungen. Das Einstehen für deutsche Interessen, wie es zumindest die Burschenschaften praktizieren, ist aus Sicht dieser „Burschi“-Feinde (www.burschis.de.vu) ebenfalls unerträglich – wo kämen wir auch hin, wenn Deutsche für deutsche Interessen einstünden!

Mit solchen Vorwürfen sahen sich die Korporierten im 19. Jahrhundert nicht konfrontiert. Seinerzeit war es noch üblich, in einer Verbindung „aktiv“ zu sein, heute liegt der Anteil unter drei Prozent der Studierenden. Dabei brachten die Studentenverbindungen große Persönlichkeiten hervor: Otto Fürst von Bismarck, Hoffmann von Fallersleben, Max Weber, Gustav Stresemann, Konrad Adenauer, Heinrich Lübke und sogar Karl Marx, um nur einige zu nennen.

Im Deutschland des 21. Jahrhunderts ist die mediale Berichterstattung meist ablehnend, Verbindungen werden unterschiedslos angefeindet. Vor allem Burschenschaften werden als per se rechtsradikal und antisemitisch dargestellt.

Richtig ist, daß Burschenschaften – dem aktuellen Bundestag gehören sieben Burschenschafter an – im Vergleich zu anderen Verbindungsarten durchaus einen politischen Anspruch haben – ohne dabei aber eine parteipolitische Richtung vorzugeben. Trotzdem schließt die SPD eine Mitgliedschaft in ihren Reihen aus, wenn gleichzeitig eine Mitgliedschaft in der Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) gegeben ist.

Sind Bild-Chefredakteur Kai Diekmann (Burschenschaft Franconia, Münster), Fußballprofi Christoph Metzelder (Akademische Verbindung Silesia zu Bochum im CV), TV-Moderator Thomas Gottschalk (Katholische Deutsche Studentenverbindung Tuiskonia zu München im CV), der Grünen-Politiker Rezzo Schlauch (Freiburger Burschenschaft Saxo-Silesia) oder gar der Papst (K.St.V. Lichtenstein-Hohenheim zu Freising-Weihenstephan im KV) in der Vergangenheit mit rechtsradikalen Parolen auffällig geworden? Alle haben einen Verbindungshintergrund.

Verbindungen spielen also nach wie vor eine ernstzunehmende gesellschaftliche Rolle. Dies ist ein weiterer Grund, warum linke „Studierendengruppen“ nicht müde werden, Studentenverbindungen zu diffamieren, wie beispielsweise der Studierendenratswahlkampf in Jena 2008 zeigte. Dort wurden unter anderem Aushänge angefertigt, die an die Fahndungsplakate nach Terroristen erinnerten, nur daß in diesem Fall Verbindungsstudenten gezeigt wurden, die zur Wahl kandidierten. In einem Spiegel online-Artikel war hiervon freilich keine Rede, im Gegenteil: „Rechte drängen in den Studi-Rat“, lautete die Titelüberschrift.

Aber trotz dieser negativen Presse und des Verbots von Studentenverbindungen in der DDR bis 1990, sind Verbindungen in Jena noch und wieder existent. Gerade die thüringische Universitätsstadt kann man als „Keimzelle“ der Burschenschaft bezeichnen. Hier wurde 1815 die Urburschenschaft gegründet, von hier aus wurde Schwarz-Rot-Gold nach ganz Deutschland getragen.

„Tradition ist nicht die Anbetung von Asche, sondern die Weitergabe des Feuers“, erklärt dann auch der Sprecher der Urburschenschaft Teutonia Jena, Marcel Stepanek, und weist darauf hin, daß es sich „in Jene bene lebt“. Die „Aktiven“ in ganz Deutschland wissen das längst und preisen die Rudelsburg: „Das wissen die Studenten auch, in Jena und in Halle. Und trinken dort nach altem Brauch. Im Hof und auf dem Walle.“

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