© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/10 09. April 2010

Zeitschriftenkritik: Deutsches Waffen-Journal
Hilfe zur Selbsthilfe
Werner Olles

Im Editorial der aktuellen Ausgabe (04/2010) der im 45. Jahrgang monatlich erscheinenden Zeitschrift Deutsches Waffen-Journal (DWJ) beklagt Herausgeber und Chefredakteur Walter Schulz die „inzwischen überwiegend desinformierend gebärdenden Massenmedien“, die den Jahrestag der furchtbaren Tragödie von Winnenden und Wendlingen im Verein mit mancherlei Geschäftemachern „für die Verbreitung ihrer Weltverbesserungsideologien nutzen“. Den Politikern werde ein „Einknicken vor der Waffenlobby“ vorgeworfen, während der Ludwigshafener Lehrermörder im „Zwangsbezahlfernsehen“ von der „in Sachen Betroffenheit bekannten Nachrichtenmoderatorin“ des ZDF als „Waffennarr“ diffamiert wurde. Daß es nur ein paar Schreckschußwaffen waren, die die Polizei in der Wohnung des Täters fand, spiele bei dieser sogenannten Nachricht natürlich keine Rolle, gehe es doch einzig und allein wieder einmal darum, jeden, der sich für Waffen interessiert, solche sammelt oder gar Sportwaffen zu Hause hat, in ein schiefes Licht zu rücken.

Doch müsse derartigen perfiden averbalen Botschaften mit dem „notwendigen Selbstbewußtsein und Sachkompetenz“ gegenübergetreten werden, schreibt der Autor und weist zudem darauf hin, daß gerade Waffensammler und Sportschützen zu Killern und Gewalttätern keinerlei Berührungspunkte haben, sondern ausgesprochen friedliche Menschen mit einem interessanten Hobby sind. Daß jedoch im privaten Umfeld und im militärischen Bereich Angriffe auf Leib und Leben zunehmen, wird auch hier nicht bestritten. So sind Schieß- und Taktikausbildung besonders in den USA hoch im Kurs. Oft sind es ehemalige Polizisten oder Militärs, die solche Kurse für private Waffenbesitzer anbieten. Bei der Hauptzielgruppe handelt es sich in der Regel um Bürger, die allein oder in einer Kleingruppe in einem Umfeld operieren, das aus dem sozialen Gleichgewicht geraten ist, und in diesem Szenario ihre Familie und ihr Eigentum mit der Waffe in der Hand verteidigen müssen.

Weltweit gibt es inzwischen ausgebuchte Kurse für dieses „Force-on-Force-Konzept“, das sich von der traditionellen Schießausbildung entfernt hat. Nicht nur in den USA, Lateinamerika und Südafrika finden diese neuen Taktikkurse immer mehr Teilnehmer, auch europäische Staaten wie Spanien, die Schweiz, die Slowakei, Belgien, Griechenland und neuerdings Tschechien stehen auf dem Kursplan. Gesellschaftliche und soziale Spannungen, die sich unmittelbar oder mittelbar aus Ereignissen wie dem Wirbelsturm Katrina 2005 in New Orleans, dem Anschlag auf das World Trade Center in New York im Jahr 2001 oder den etwas länger zurückliegenden Rassenunruhen in Los Angeles ergeben, aber auch bürgerkriegsähnliche Zustände wie in den Pariser Vorstädten oder aktuell in Athen und gewalttätige Konfrontationen im Alltag sind die Hauptgründe für die zunehmende Beliebtheit dieser Kurse bei um ihre Familie und ihr Eigentum besorgten Bürgern.

Anschrift: DWJ-Verlags-GmbH. Rudolf –Diesel-Str. 46, 74572 Blaufelden. Das Einzelheft kostet 5,45 Euro, das Jahreabo 56 Euro. Internet: www.dwj-verlag.de

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