© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/10 16. April 2010

Milliarden-Zusage für Griechenland
Groteske
von Bernd-Thomas Ramb

Für den Notfall“ hat die Europäische Union den Griechen eine konkrete Kredithilfe von 30 Milliarden Euro zugesagt. Deutschland übernimmt davon 8,4 Milliarden Euro. Weitere 15 Milliarden wird der Internationale Währungsfonds beisteuern.

Damit steht fest, Griechenland benötigt weitaus mehr Geld zur Refinanzierung seiner auslaufenden Staatskredite als bisher zugegeben. Zusätzlich brauchen die Griechen Geld zur Finanzierung der Neuverschuldung. Sie sind also trotz EU-Rettungspaketen auf den freien Finanzmarkt angewiesen. Ja, eigentlich soll die EU-Kreditzusage auch nur als Drohung gegenüber den bösen Spekulanten dienen, die Zinsforderungen nicht zu hoch zu schrauben. Was für eine groteske Vorstellung! Welcher private Gläubiger läßt sich vom griechischen Staat beschimpfen und vertraut ihm dann seine Ersparnisse zu einem besonders niedrigen Zinssatz an?

Naiv ist aber auch die Auffassung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, für die unvermeidliche Kreditvergabe an Griechenland einen „marktnahen“ Zinssatz von fünf Prozent zu fordern und dabei auf Dankbarkeit der Griechen zu hoffen. Deutschland muß für die eigenen Staatskredite nur drei Prozent bezahlen, macht also einen Reibach von zwei Prozentpunkten. Der Aufschrei der Griechen über die deutschen Halsabschneider wird nicht lange auf sich warten lassen.

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