© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/10 16. April 2010

Zeitschriftenkritik: Theologisches
Esoterische Unterwanderung
Werner Olles

Die im 40. Jahrgang erscheinende Katholische Monatsschrift Theologisches beschäftigt sich in ihrer aktuellen Ausgabe  (März/April 2010) unter anderem mit der „New Age“-Bewegung. Der umfangreiche Text basiert auf einem von dem Theogen Joseph Schumacher auf einer Versammlung der Christdemokraten für das Leben (CDL) gehaltenen Vortrag im Februar 2010 im Pfarrheim St. Martin in Freiburg im Breisgau. Der Begriff „New Age“ geht von der Vorstellung aus, daß ein „Neues Zeitalter“ anbricht, nachdem angeblich zweitausend Jahre hindurch „die Menschen im Zeichen des Christentum geknechtet und unglücklich gemacht“ worden seien. Die „New Age“-Anhänger sehen ihre Aufgabe darin, das Kommen dieser neuen Zeit der Harmonie, des Friedens und allgemeinen Glücks voranzutreiben. Das darf man ohne zu übertreiben als den „Traum vom irdischen Paradies“ bezeichnen.

Der Autor sieht diese Bestrebungen als „eine höchst ungeistige Bewegung“, die zwar behauptet, Wissenschaft zu sein, die sich jedoch bei genauerer Betrachtung als „Spekulation und Konstruktion“ entpuppt. Geschichtlich betrachtet eignet dieses Denken „einer Spätkultur oder einer sterbenden Kultur, für die es gewissermaßen so etwas ist wie die Begleitmusik.“

Dennoch sind sowohl Reichweite als auch Einfluß der „New Age“-Bewegung beträchtlich. Ihr Umfang wird allein in Deutschland auf etwa 70.000 Gruppen mit rund einer halben Million Mitglieder geschätzt. Dazu kommen 3.000 Propaganda-Zentren und eine erhebliche Zahl von Zeitschriften und Büchern, die im Dienst des „New Age“-Denkens“ stehen und ein Millionenpublikum erreichen. So stammen rund zehn Prozent aller Neuerscheinungen, die jährlich den Büchermarkt überschwemmen, aus diesem Milieu. Der Einfluß dieses diffusen Ideenguts darf also keineswegs unterschätzt werden, wie dies leider oft genug gerade im Christentum und in der Theologie geschieht, wobei die esoterische Unterwanderung längst auch vor der Katholischen Kirche nicht haltmacht. 

Pater Franz Prosinger fragt in seinem Beitrag „Staat und Kirche in der Bibel“ hingegen, ob „der Staat eine Institution göttlichen Rechts“ ist. Ausgehend von der aktuellen Auseinandersetzung darum, „inwieweit der Staat das Recht und die Pflicht habe, die wahre Religion zu fördern und Irrtümer auszugrenzen“, will er mit seiner Untersuchung diese Frage aus biblischer Sicht beantworten. Dank der göttlichen Schöpfungsordnung ist das Kennzeichen des menschlichen Urzustands Harmonie zwischen Gott und der von ihm eingehauchten Seele, zwischen Seele und Leib, zwischen Mann und Frau und zwischen dem Menschen und der gesamten Schöpfung. Innerhalb dieser Harmonie entsteht schließlich auch eine staatliche, über den engeren Familienkreis sich zusammenfügende Gesellschaft. Doch kann diese staatliche Autorität gegenüber der ehelichen Gemeinschaft von Mann und Frau „nur drittrangig sein“.

Hart geht Franz Norbert Otterbeck in seinem Beitrag „Im Rauch Satans – Erörterungen des ‘Gegenspielers’“ mit dem katholischen Traditionalismus der „rechtsextremen Fanatiker von der sogenannten Pius-Bruderschaft“ ins Gericht.

Anschrift: Verlag nova & vetera e.K., Bataverweg 21, 53117 Bonn. Internet: www.theologisches.net

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