© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/10 16. April 2010

Leserbriefe

Zu: „Peter Petersen geht es an den Kragen“ von Alexander Lechler, JF 12/10

Das Deutschlandlied war fortschrittlich

Hoffmann von Fallersleben hat in seinen Gedichten Klage gegen menschliche und deutsche Schwächen und besonders gegen konkrete Mißstände gerichtet. Ohne Anmerkungen sind viele seiner Dichtungen heute nicht mehr verständlich. Gerade die Kritik am Staat sowie die Sehnsucht nach Einheit und Freiheit lagen ihn am Herzen.

Seine zeitkritischen Liedersammlungen, die im liberalen Hamburg gedruckt wurden, sind von der preußischen Regierung verboten worden. Der in Breslau tätige Professor wurde entlassen, was mit der Streichung seines Salärs verbunden war. Daraufhin war er auf der Flucht vor Verhören und Verhaftung.

Als man 1921 das „Lied der Deutschen“ zur Nationalhymne erklärte, war es gerade die Sehnsucht nach einer besseren Zukunft mit der Aussage: „Wir lieben Deutschland über alles.“

Von Chauvinismus zu sprechen, ist Unfug, denn nach dem Ersten Weltkrieg war Deutschland total am Boden zerstört. 1841 war das Lied außerordentlich fortschrittlich, denn Deutschland war weder geeint noch freiheitlich, sondern nur durch die gemeinsame Sprache verbunden.

Rotraud Zeitler, Nürnberg

 

 

Zu: „Rückzug ist keine Schande“ von Dieter Stein, JF 15/10

Dem Töten ausgeliefert

Nun ist eingetreten, was viele befürchtet haben. Schlecht ausgerüstete junge Männer wurden in einen Krieg geschickt, der aufgrund mangelhafter Einsatzbefehle zu diesem tödlichen Debakel geführt hat. Drei junge Soldaten mußten sterben, Kameraden schwer verletzt. Diese jungen Soldaten, die jetzt gefallen sind, wurden von deutschen Politikern ungeschützt den Taliban-Kriegern buchstäblich zum Töten ausgeliefert. Sie wurden in einen Krieg abkommandiert, den sie nie gewinnen können.

Die Heimat-Aussagen wie „feige Tat“, „mit großer Bestürzung“ oder „verabscheuungswürdig und hinterhältig“ sind Floskeln, die unsere jungen Soldaten nicht wieder lebendig machen und andere Soldaten nicht vor dem Tode retten.

Egon Franke, Berlin

 

Kundus-Ausschuß begraben

Die neuerlichen Toten sind ein schreckliches Mahnmal! Begrabt endlich diesen unsinnigen Kundus-Ausschuß, der nur die Taliban in ihrer Angriffsstrategie unterstützt, und stellt Euch hinter unsere tapferen Soldaten, die unverständlicherweise für einen solchen Krieg nicht richtig ausgerüstet sind!

Herbert Gaiser, München

 

 

Zum Schwerpunktthema: „Im Schatten des Alten“, JF 14/10

Argumente gegen Kohl

Helmut Kohl: Kanzler der Masseneinwanderung in die deutschen Sozialsysteme; Kanzler der Etablierung der Parallelgesellschaften; Kanzler der Abtreibung circa eines Drittels des deutschen Nachwuchses per Krankenschein (zusammen mit Rita Süssmuth und genügend CDU-Abgeordneten) – vermittelt als Fortschritt.

Kanzler der Einheit? – Ja, bis die DDR-Montagsdemonstration es nicht mehr zuließen, verkündete Kohl: „Die deutsche Einheit steht nicht auf der Tagesordnung der Weltgeschichte.“ Dann wurde er völlig unvorbereitet tätig – mit hohem Preis: Ent-Industrialisierung der „Neuen Bundesländer“; völkerrechtliche Perfektionierung des Verlustes der deutschen Ostgebiete, immerhin etwa eines Drittels von Deutschland.

Harald Freund, Bielefeld

 

Konservativ nur die Krawatte

Das Interview mit dem angeblichen konservativen CDU-Politiker Spranger zeigt doch drastisch die vollkommen angepaßte, substanzlose Einstellung eines angeblich Konservativen. Was ist an diesem Mann konservativ, außer daß er eine Krawatte und einen Anzug trägt?

Die Unterzeichner des Manifests gegen den Linkstrend in der CDU sollten doch endlich anerkennen, daß die CDU schon seit Jahrzehnten eben keine konservative Partei ist, von national ganz zu schweigen.

Der Untergang des deutschen Volkes in der BRD wird in der Geschichte untrennbar mit dieser Partei und ihrem langjährigen Vorsitzenden Helmut Kohl verbunden sein.

Hans Jochen Voß, Unna

 

 

Zu: „Weitergabe des Feuers“ von Alexander Lechler, JF 14/10

Für Deutschland

Einen „politischen Anspruch“ erheben nicht nur die Burschenschaften, sondern auch der Coburger Convent der Landsmannschaften und Turnerschaften (CC). Parteipolitisch gebunden sind wir nicht, unterstreichen aber mit unserem Wahlspruch „Ehre–Freiheit–Freundschaft–Vaterland“ unsere Verpflichtung, für das Wohl unseres Vaterlandes einzustehen. Über Jahrzehnte haben wir am Pfingstsonntag in unserer Kongreßstadt Coburg durch Fackelzug, Mahnstunde und Großen Zapfenstreich die Einheit Deutschlands eingefordert – ungeachtet der Störversuche linker Gruppierungen, die 1990 sogar unser Ehrenmal für die Gefallenen zerstörten.

Prof. Dr. Peter Carl, Deggendorf

 

Selbstdenkende immer lästig

Wie aus dem abgedruckten Bild ersichtlich ist, werden Meinungsäußerungen von Korporationen gewaltfrei und unter dem Motto „Farbe bekennen“ öffentlich vorgetragen. Die Meinungsäußerung linker Gruppierungen wird in der Regel von gewalttätigen Aktionen gegen Menschen oder Sachen begleitet, wobei die Akteure sich scheuen, ihr Gesicht offen zu zeigen und es daher unter Sturmmasken in einer gleichgesinnten Menge verbergen. Demokratie geht anders.

Zur Entkräftung der Einordnung von Burschenschaften als rechtsradikal – wobei „rechtsradikal“ fälschlich, aber ganz bewußt mit „nationalsozialistisch“ und „antidemokratisch“ gleichgesetzt wird – ist eigentlich nur ein ganz schlichter Hinweis erforderlich: Den Fürsten im 19. Jahrhundert waren die Burschenschaften zu weit links, dem nationalsozialistischen Regime waren sie zu liberal (so wörtlich in den Verhandlungen über die Vermeidung der Auflösung der Deutschen Burschenschaft mit dem damaligen Innenministerium), den heutigen Regierenden sind sie zu weit rechts. Eine Änderung der Grundsätze der Deutschen Burschenschaft in solch grundlegenden Anschauungen hat es aber nie gegeben. Bleibt nur der Schluß, daß selbständig denkende Menschen den Regierenden stets lästig sind und daher ausgeschaltet werden müssen.

Eike Blum, Remscheid

 

 

Zu: „Das Geschäft der Propaganda“ von Alexander Lechler, JF 14/10

Soldat im Stich gelassen

Alexander Lechler will in dem Streifen „Rambo“ den propagandistischen Versuch sehen, den Vietnamkrieg in ein positives Licht zu rücken. Ich kann nicht erkennen, wie er darauf kommt: Sylvester Stallone spielt in „First Blood“ einen Vietnam-Kriegsveteranen, der verwirrt und traumatisiert in sein Heimatland zurückkehrt, sich zivilgesellschaftlich nicht mehr integrieren kann, wegen „Landstreicherei“ festgenommen und mißhandelt wird.

Mein Eindruck war daher eher der, daß hier ein ehemaliger Soldat nach der Rückkehr aus einem Krieg von der Politik seines Landes im Stich gelassen wird und man seinen persönlichen Einsatz (Tapferkeit, Fähigkeiten) nicht anerkennt. So gerät er quasi zum Opfer einer korrupten und moralisch fragwürdig handelnden Polizeistation. Zum Vietnam-Konflikt selbst gibt es im Film keine Aussagen.

Frank Fechner, Berlin

 

 

Zu: „Brot und Salz, Gott erhalt’s“ von Richard Stoltz, JF 13/10

Salzgehalt angeben

Autor Stoltz regt sich in seinem Artikel darüber auf, daß Brüssel den Salzgehalt in den Broten begrenzen will. Ich kann mich darüber nicht aufregen. Ich backe selbst Brot und nehme wesentlich weniger Salz, als in den Rezepten angegeben ist. Meine salzarmen Brote schmecken trotzdem mindestens so gut wie die vom Bäcker. Ich fände es sehr gut, wenn Brüssel sich gegen die deutschen Bäcker und gegen Stoltz und Konsorten mit der Forderung durchsetzen würde, den Salzgehalt auf den Brotpackungen zu vermerken. Dann können die Salzliebhaber immer noch ihr versalzenes Brot essen, die gesundheitsbewußten bräuchten es nicht.

Gerhard Wagner, Ratingen

 

 

Zu: „Wechselseitige Abhängigkeiten“ von Alexander Rahr, JF 13/10

Eigenständige Rußland-Politik

Rahr umreißt die bipolare Problematik Rußlands und der EU aus westlicher Sicht. Zum Glück ist die EU noch kein Bundesstaat, daher sollte das politisch und wirtschaftlich von den Politikern nur noch unter egoistischen Motiven verwaltete Deutschland als „big spender“ trotz defizitärer Nationalstaatlichkeit besonders an engen Beziehungen zu Rußland interessiert sein. Vom tapsigen EU-Moloch ist da nichts zu erwarten. Hierzu bedarf es der diplomatischen Flexibilität fähiger Politiker.

Zwar ist der Kalte Krieg beendet, doch haben im Westen psychologische Kriegführung und Nato dessen unrühmliche Nachfolge angetreten. Putin hat bereits vor Jahren mindestens zweimal mit eindringlichen Worten Deutschland die Hand gereicht zu guten, ja fast freundschaftlichen Beziehungen. Die Reaktion Merkels: Sie hat den damaligen russischen Präsidenten unter Mißachtung simpelster diplomatischer Regeln ins Leere laufen lassen.

Wenn ausgerechnet deutsche Kanzler seit Kohl den selten genug vorbeirauschenden Mantel der Geschichte nicht ergreifen, sondern wie ein Kaninchen auf die amerikanische Schlange starren, ist eine gedeihliche Entwicklung der Beziehungen kaum zu erwarten.

Hardo Obergefell, Duisburg

 

 

Zur Meldung: „‘Erdoğan: Los, geht zurück in euer Land!’“, JF 13/10

Uraltes christliches Kulturvolk

Wenn Erdoğan in Ankara auf die Pauke haut mit dem Slogan in Richtung der armenischen Minderheit: „Los, geht zurück in euer Land“, dann müßte er das heutige Ostanatolien räumen und den Vertrag von Sèvres (1920) erfüllen, wo sich mit Unterstützung von US-Präsident Wilson ein armenischer Staat von 100.000 Quadratkilometern bildete. Dort ist nämlich die Urheimat der christlichen Armenier, ein Staat, der im Jahre 301 das christliche Bekenntnis zur Staatsreligion erhob.

Im Windschatten des Ersten Weltkrieges versuchte sich die osmanische Türkei mit einem Völkermord an ebendiesen Armeniern zu profilieren. Sie vernichtete eine Ethnie mit Stumpf und Stiel, ein Volk, das schon vor dem Erscheinen türkischer Horden längst die Bibel in seine Schrift und Sprache übersetzt hatte. Mit Berufung auf den Koran wurde nach mittelalterlichen Methoden Tabula rasa veranstaltet.

Krikor Melikyan, Berlin

 

 

Zu: „Nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gearbeitet“ von Horst Boog, JF 13/10

Mehr Fragen als Antworten

Am 21. Januar 1945 kamen wir aus Bielitz in Oberschlesien in Dresden Hauptbahnhof an. Unsere Berliner Schule war 1943 vor den ständigen Luftangriffen in die Beskiden evakuiert worden. Dresden war vollgestopft mit Flüchtlingen, deren Zahl sich stündlich durch neue Flüchtlingsströme aus ganz Schlesien erhöhte. Nach zwei Zwischenstationen wurden wir nach Schloß Gauernitz an der Elbe, 15 Kilometer von Dresden entfernt, verlegt. Als Ohren- und Augenzeugen erlebten wir die in Wellen vorgetragenen Massenangriffe auf die Stadt vom 13. bis 15. Februar.

Die Kommission verneint kategorisch die Tieffliegerangriffe. Die Mustangs, die im Tiefflug aus allen Rohren feuernd an Schloß Gauernitz vorbei elbabwärts rasten, hatten wohl andere Aufgaben. In den Tagebüchern der Piloten taucht wiederholt die Bemerkung auf: „Wir jagten sie wie Hasen.“ Konsequent wurde deren Treiben der Kleinwildjagd zugeordnet und bleibt aus dem Kommissionsbericht draußen.

In der Korrelation Bombentonnage/Opferzahl sieht Boog die Kernaussage seines Berichts bestätigt. Ganz im Gegenteil! Im Spanischen Bürgerkrieg brachten es 18 zweimotorige Leichtbomber in Guernica auf 1.654 Tote, 3.000 viermotorige Bomber sollten „nur“ bis zu 25.000 Menschen getötet haben? Oder ist die Opferzahl vom Tätertyp abhängig? Kurz, die Studie wirft mehr neue Fragen auf, als sie alte beantwortet.

Günther Joachim, Alicante, Spanien

 

Ähnlich der NS-Propaganda

Sechzig Jahre später hat die in „ergebnisoffener Weise“ arbeitende Kommission also herausgefunden, was alles die Zeitzeugen damals vor Ort nicht am eigenen Leibe erlebt und erlitten haben und wie viele von den Hunderttausenden von Toten, die man damals beklagte, dann 60 Jahre später nicht umgekommen sind.

Damit liegen die Verfasser des Abschlußberichts genau auf der Linie der NS-Propaganda, die damals nach dem Angriff alles unternahm, um das ganze Ausmaß des Gemetzels nicht offenkundig werden zu lassen, und die daher den Erfolg des Terrorangriffs herunterspielte.

Richard Helm, München

 

 

Zu: „Ein Volk von freien Patrioten“ von Thorsten Hinz, JF 13/10

Kaiser war nicht dabei

Zu dem Beitrag verweise ich auf die in Ihrer Zeitung erschienene Rezension des Buches „Für die Freiheit – gegen Napoleon“, das sich auch mit der Belagerung Kolbergs im Jahr 1806/07 und der Rolle Nettelbecks befaßt. Der ebenfalls darin enthaltene Beitrag über Veit Harlans Film „Kolberg“ wurde dabei von Ihrem Rezensenten besonders hervorgehoben. Auf den Bereich der Belagerung Kolbergs gehen die Autoren ab Seite 48 gezielt ein, auf den Film auf den Seiten 309–322 in auffallend objektiver Weise.

Insoweit ist es schade, daß Hinz das Buch in seinem Beitrag nicht erwähnt, zumal es eine heute fast unbekannte Episode der preußischen und deutschen Geschichte behandelt und ihm eine weite Verbreitung zu wünschen wäre.

Berichtigt werden müßte der Begriff von „Napoleons Angriff auf die kleine preußische Festungsstadt“, da der Kaiser nicht, wie die Formulierung suggerieren könnte, persönlich anwesend war. Für den Empereur war das hinterpommersche Kolberg an der Persante eine Nebensache, die im wesentlichen Rheinbundtruppen anvertraut wurde.

Carl Günter Koch, Mainz

 

 

Zu: „Die Nacht ist des Freien Freund“ von Thorsten Hinz, JF 12/10

Kein Raum mehr

Die Besprechung des Buches „Sophie Scholl“ von Barbara Beuys bedarf noch einiger Anmerkungen: Um geschichtliche Vorgänge und menschliche Verhaltensweisen halbwegs gerecht beurteilen zu können, muß man versuchen, sich in die seinerzeitigen Verhältnisse hineinzudenken und Aktionen mit Reaktionen in Zusammenhang zu bringen. Ab dem Jahr 1941 war es klar, daß die Alliierten gegen Deutschland einen gnadenlosen Vernichtungskrieg führten und dem deutschen Volk ein Karthago drohte. Die verschiedenen Pläne hierfür sind und waren damals schon bekannt, sie werden von unseren Hofhistorikern aber stets verschwiegen.

Was blieb den Deutschen bei dem Vernichtungsangebot denn anderes übrig, als mit der Losung „Lieber tot als Sklav’“ wie ein Mann zusammenzustehen – alles, aber auch alles und mit größter Härte und Rücksichtslosigkeit gegen sich selbst zu mobilisieren, um der ihnen drohenden Versklavung und Ausrottung zu entgehen? Für christliche Erziehungswerte und geistige Freiheit war kein Raum mehr.

Dankwart Weger, Karlsruhe

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