© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/10 23. April 2010

Meldungen

Euro-Zone: Erpressung als Investitionsstrategie

KÖLN. Der konservative Finanz­experte Bert Flossbach rechnet mit dem Staatsbankrott Griechenlands. „Wenn man sich den Refinanzierungsbedarf und die auflaufenden Defizite anschaut, dann kann man ganz einfach ausrechnen, daß Griechenland bis zum Jahr 2012 etwa 120 Milliarden Euro besorgen muß“, erklärte der Vorstand der Vermögensverwaltung Flossbach & von Storch im Handelsblatt. „Griechenland dürfte das erste Land sein, das entweder an seinen Zinszahlungen erstickt oder schon vorher mangels Vertrauen kein Geld mehr von Investoren bekommt“, so Flossbach. Investoren, die hochverzinste Griechenland-Anleihen kaufen, rechneten damit, daß die EU oder der IWF im Notfall helfen werden: „Sie handeln nach dem Motto: Wenn ihr Griechenland nicht rettet, dann müßt ihr uns retten.“ Die Banken hätten in der Finanzkrise gelernt, wie man den Staat unter Druck setzen kann: „Moral Hazard hat sich als lukrative Investitionsstrategie erwiesen. Auf die Dauer kann das aber nicht gutgehen.“ Deutschland stehe noch gut da, „aber wenn wir anfangen, den Heilsbringer zu spielen, setzen wir diesen Status aufs Spiel“.

 

Soll Deutschland aus dem Euro austreten?

DÜSSELDORF. Der Publizist Arnulf Baring hat den Austritt Deutschlands aus der Euro-Zone vorgeschlagen. „Wenn wir Griechenland helfen, ist das eine Ermunterung für Portugal, Spanien Italien, dem gleichen Kurs zu folgen“, erklärte Baring im Wirtschaftsblatt. „Die Griechen haben belogen und betrogen und sich einen Lebensstandard geleistet, der weit über ihre materiellen und wirtschaftlichen Möglichkeiten hinausging.“ Das Land sollte aus der Euro-Zone austreten, dann könnte es per Abwertung seiner Währung die Exportfähigkeit erhöhen. „Da wir momentan die Griechen ja nicht ausschließen können, müßten wir halt sagen: dann gehen wir selber raus.“ Dies sei zumindest als Drohung notwendig, erläuterte Baring.

 

Umweltbundesamt für flächendeckende Maut

DESSAU. Das Umweltbundesamt (UBA) hat die Einführung einer flächendeckenden Pkw-Maut vorgeschlagen. „Die streckenbezogene Maut ist die gerechteste Lösung, weil die Kosten dort bezahlt werden, wo sie entstehen“, erklärte UBA-Präsident Jochen Flasbarth  in der Berliner Zeitung. Der Pkw-Verkehr verursache jährlich 47 Milliarden Euro Kosten mehr, als er über Kraftstoff- und Kfz-Steuern sowie Parkgebühren einbringe. Eine Autobahnvignette habe „keine Steuerungswirkung und kann sogar dazu führen, daß die Leute mehr fahren, weil sie ja einmal dafür bezahlt haben“, so Flasbarth. Eine Fahrstreckenerfassung per Satellit sei auch kostengünstiger.

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