© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/10 30. April 2010

Nach dem Rückzug von Bischof Mixa
Dreck am Hirtenstab
von Jürgen Liminski

Man reibt sich die Augen: Wo ist das tägliche Stück Kirchentreibjagd, an das wir uns schon gewöhnt haben? Ist die Meute mit dem Opfer Mixa zunächst mal satt? Es scheint so. Aber das wird sich ändern. Der Vernichtungsinstinkt derjenigen, die in den Kirchen, der katholischen insbesondere, das Bollwerk gegen die gottlose Zeitgeistströmung sehen, bleibt wach und lauert auf die nächste Enthüllung. Die wird spätestens vor Pfingsten vom Hamburger Magazin Der Spiegel aufgetischt werden – ob sie wahr ist oder nicht, spielt da keine Rolle.

Inzwischen geht die Katharsis der katholischen Kirche weiter, und das ist gut so. Der Selbstreinigungsprozeß muß auch weitergehen, und man kann nur hoffen, daß alle Würdenträger, die Dreck am Hirtenstab haben, zur Verantwortung gezogen werden. Wobei man allerdings beim Dreck auch unterscheiden kann: Es gibt Staub, den man abklopfen kann, und es gibt klebrigen Schmutz, der bis in die Poren geht.

Sicher ist: Der Reinigungsprozeß findet auf eine Weise statt, die der Meute nicht behagt – mit der „Macht der Liebe und der Wahrheit“, wie Papst Benedikt XVI. in Malta sagte. Mit diesem Begriffspaar aber können viele Medienleute nichts anfangen.

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