© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/10 30. April 2010

In der Tradition von Erzbischof Dyba
Katholische Kirche: Nach dem Rücktritt des Augsburger Bischofs Walter Mixa suchen konservative Christen eine neue Leitfigur
Georg Alois Oblinger

Mit dem Rücktritt des Augsburger Oberhirten Walter Mixa haben Katholiken in Deutschland eine konservative Stimme verloren, die Medienpräsenz mit zugespitzten katholischen Positionen verband. Ungeachtet der nun gegen Mixa erhobenen Vorwürfe sahen viele ihn als einen Nachfolger des streitbaren, im Juli 2000 überraschend verstorbenen Erzbischofs Johannes Dyba von Fulda, der sich mit ausgefeilten Sentenzen als Stimme des romtreuen Katholizismus in Deutschland positionierte. Unvergessen bleibt sein Eintreten gegen die von der rot-grünen Regierung geplanten gleichgeschlechtlichen Lebensgemeinschaft und sein Alleingang 1993 im Ausstieg aus der staatlichen Schwangerschaftskonfliktberatung, dem die übrigen deutschen Bischöfe nach kräftigem Druck aus Rom schließlich 2001 folgen mußten.

Bischof Mixa konnte zwar nicht ganz mit den brillanten Formulierungen Dybas mithalten, provozierte aber das linksliberale Milieu durch seine Interviews und Fernsehauftritte in ähnlicher Weise. Durch seinen Rücktritt (siehe auch Seite 2) ist nun auch seine Position als klare, romtreue Stimme des deutschen Episkopats vakant geworden. Welcher Bischof könnte in Walter Mixas Fußstapfen treten?

An erster Stelle muß der Kölner Kardinal Joachim Meisner genannt werden, der schon seit Jahrzehnten als konservativer Gegenpart des Mainzer Kardinals Karl Lehmann gilt. Da er allerdings schon im Dezember 2008 das für Bischöfe magische Alter von 75 Jahren erreicht hat, ist das Ende seiner Amtszeit absehbar.

Den Ruf eines Konservativen hat ferner der Regensburger Diözesanbischof Gerhard Ludwig Müller, der schon mehrfach romkritische Theologieprofessoren diszipliniert hat. Insbesondere den katholischen Laiengremien ist er schon lange ein Dorn im Auge, da er auch hier gegen anti-römische Kampagnen mit größter Strenge vorging.

Doch auch die jüngsten von Benedikt XVI. ernannten deutschen Bischöfe lassen aufmerken. Verkörpert Müller eher den intellektuell-professoralen Typ, so steht ihm in Gregor Maria Hanke ein bescheidener Ordensmann konservativen Zuschnitts gegenüber. Als Benediktiner ist Hanke zwar kein Medienbischof, doch steht er für Spiritualität, und das ist es, was die katholische Kirche in der derzeitigen Krisensituation besonders braucht. Auch ist Hanke im deutschen Episkopat derjenige, der gegenüber der „alten Messe“ bislang am meisten Großzügigkeit bewiesen hat.

Des weiteren haben auch die neuen Bischöfe in Limburg und Essen gegenüber ihren Vorgängern eine deutlich konservativere Haltung erkennen lassen. Der erst im November 2007 zum Bischof von Limburg berufene Franz-Peter Tebartz-van Elst geriet schon im August 2008 in die Schlagzeilen als er einen Dekan abberief, der zuvor im Wetzlarer Dom ein homosexuelles Paar gesegnet hat. Damit hat er sich den eher seltenen Ruf eines führungsstarken Oberhirten erworben.

Auch Franz-Josef Overbeck, der erst kürzlich ernannte Diözesanbischof von Essen, steht für klare romtreue Positionen und hat schon wiederholt gezeigt, daß er keine Angst vor den Medien hat. Erst vor zwei Wochen hat er bei Anne Will durch seine klare Aussage „Homosexualität ist Sünde“ aufhorchen lassen. Manche halten ihn schon für einen „neuen Mixa“.

Tatsache ist, daß nicht wenige unter dem Pontifikat Benedikts XVI. ernannte Bischöfe ein auffallend konservatives Profil erkennen lassen, auch wenn die Persönlichkeiten noch so unterschiedlich sind. Fraglich ist allerdings, ob ein Vertreter des Episkopats so sehr das Rampenlicht suchen wird wie ein Johannes Dyba oder ein Walter Mixa. Auch wenn ein Bischof in erster Linie Wert auf ein geistliches Leben legen sollte, verlangt sein Hirtenamt von ihm doch auch eine unzweideutige Stellungnahme in der Öffentlichkeit. Zahlreiche Katholiken warten auf eine romtreue Stimme in den deutschen Medien.

 

Georg Alois Oblinger ist Religionslehrer und Pfarrer in der Diözese Augsburg

Foto: Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Februar in Freiburg: Die romtreue Stimme des deutschen Episkopats ist vakant geworden

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen