© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/10 07. Mai 2010

UMWELT
Endlich verbieten
Michael Howanietz

Vier neue Studien zu den Risiken von Bisphenol A (BPA) fördern ein verschärftes Gefahrenbild zutage. Die Erkenntnisse seien bedeutend, weil sie den Nachweis der Gefährlichkeit selbst geringster Dosen belegten, so Andrew Watterson, einer der Unterzeichner eines von Toxikologen und Onkologen im britischen Independent veröffentlichten Briefes. In Kanada und drei US-Bundesstaaten ist die zur Stabilisierung von Plastikbehältern verwendete Chemikalie bereits mit Verboten belegt. In Dänemark ist die Verwendung von BPA für die Erzeugung von Essensbehältern für Kleinkinder verboten. Diesem Beispiel sollte Europa folgen, rät Ana Soto, eine weitere Unterzeichnerin, handle es sich bei BPA doch um eine hochbrisante Chemikalie. Selbst die industriefreundliche Zulassungsbehörde der USA, die Food and Drug Administration (FDA), rät zur Kontaktvermeidung.

Diese allerdings ist schwierig, da die Chemikalie nicht nur in Schnullern (JF 42/09), sondern auch Trink- und Eßgeschirr sowie Spielzeug enthalten ist. Daß auch werdende Mütter gut beraten sind, BPA aus ihrem Umfeld zu verbannen, zeigt eine neuseeländische Studie, der zufolge BPA durch die Placenta zum Fötus gelangt und dessen Entwicklung beeinträchtigt. Als hormonaktive Substanz kann BPA die geschlechtliche Prägung des Embryos stören. An dieser Form pränataler Gender-Politik scheint sich einzig die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) nicht zu stoßen. Die auch in Fragen Gentechnikzulassung oder Klonfleisch durch ausgesprochene Bürger- und Verbraucherferne glänzende EU-Behörde lehnt ein Verbot ab. Grundlage ihrer Stellungnahme sind offensichtlich von der Kunststoffindustrie mitfinanzierte Studien.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen