© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/10 14. Mai 2010

Aufgeschnappt
Cannae der Autonomen
Matthias Bäkermann

Auch die „autonome“ Szene in der unterfränkischen Provinz wollte den 1. Mai ganz „revolutionär“ begehen, doch Murphys Gesetz sorgte dafür, daß in Miltenberg am Main ihr Krawall anders verlief als in Kreuzberg. Dabei fing alles so gut an. Mit viel Alkohol rottete man sich am Bahnhof zusammen, wo es jedoch gleich Ärger mit der Polizei gab und es Platzverweise hagelte. Nach der Ortsverlagerung zu einer Musikveranstaltung legte sich ein allzu übermütiger Punk später ausgerechnet mit Rockern an, worauf es „zu einer tätlichen Auseinandersetzung“ kam, wie der bayerische Polizeibericht lakonisch wiedergibt: „Aus Wut über die erlittene Schmach ließ der 18jährige seinen Frust an mehreren geparkten Pkws aus. Bei einem Fahrzeug zerkratzte er die Motorhaube, bei einem anderen schlug er eine Scheibe ein. Hierbei verletzte er sich schwer und mußte, da er eine ärztliche Behandlung verweigerte, mit Polizeibegleitung ins Krankenhaus gebracht werden.“ Moralisch am Ende mußte der Wüterich schließlich in eine psychiatrische Klinik verlegt werden, da er Suizidabsichten äußerte.

Andere „Autonome“ provozierten am Festplatz bis in die Abendstunden die Polizei mit Beleidigungen und einem Hitlergruß. Auf der Flucht vor der Streife rannten dann zwei Linksextremisten auf die Straße. Einer der dunkelgekleideten Punks sprang direkt vor das herannahende Auto einer 19jährigen, die ihn trotz Vollbremsung voll erfaßte, wobei sich der 34jährige schwere Verletzungen zuzog. Als schließlich die Polizei die vielen Strafanzeigen des Tages bilanzierte, stellte sich heraus, daß selbst die schockierte 19jährige Unfallfahrerin zur autonomen Szene in Miltenberg zählt.

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