© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/10 14. Mai 2010

UMWELT
Falsche Fische
Michael Howanietz

Eine im Fachblatt Frontiers in Ecology and the Environment nachzulesende Studie enttarnt gravierende Kennzeichnungsmängel in irischen Fischläden und Supermärkten. 25 Prozent der als Kabeljau oder Schellfisch in Dubliner Einkaufsnetze gehenden Tiere sind in Wahrheit andere Fischarten. Der Nachweis ungenauer Rückverfolgungs- und Etikettierungssysteme bestätigt eine ältere an der University of California durchgeführte Untersuchung. In der irischen Erhebung wurden Gewebeproben von geräuchertem, gebratenem, frischem und gefrostetem Fisch mittels DNA-Barcoding (eine taxonomische Methode zur Artenbestimmung) mit aus Datenbanken entnommenen Gensequenzen verglichen. Der Abgleich ergab serienweise Falschkennzeichnungen, die zwar nicht das Klassifizierungsmodell des Carl von Linné erschüttern, die aber manches über die fehlende Transparenz globalisierter Handelswege sagen.

So handelte es sich bei 39 von 156 Proben um andere als die ausgewiesenen Fische. Bei Räucherfisch waren gar 28 von 34 Proben falsch etikettiert. Dana Miller und Stefano Mariani vom University College Dublin fordern deshalb ein effektives und nachhaltiges Management in der Fisch- und Meeresfrüchtebranche. Die Um- und Falschetikettierung von Speisefisch stelle ein gravierendes Problem dar. Selbst Schutzmaßnahmen zur Erholung der dezimierten Bestände könnten solcherart zunichte gemacht werden, könne doch der irrige Eindruck eines Angebotsüberflusses erweckt werden. Bestehende Etikettiervorschriften müßten rigoros durchgesetzt werden. Ob es in Deutschland ähnlich viel falschen Fisch gibt, ist bislang nicht bekannt. Aber das sollten Foodwatch & Co. unbedingt mal überprüfen.

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