© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/10 14. Mai 2010

Die Gerüchteküche brodelt
Medien: Will sich die katholische Kirche den „Rheinischen Merkur“ in Zukunft sparen?
Thorsten Thaler

Was ist los mit dem Rheinischen Merkur? Hat die traditionsreiche, 1946 mit einer Lizenz der französischen Besatzungsmacht gegründete Wochenzeitung noch eine Zukunft? Oder muß das seit 1976 von der Deutschen Bischofskonferenz, der Erzdiözese Köln und acht weiteren Diözesen getragene Blatt vielleicht sogar noch dieses Jahr eingestellt werden? Nachdem sich Ende April einer der Mitherausgeber des Rheinischen Merkur, Sachsens ehemaliger CDU-Justizminister Steffen Heitmann (65), nach fünfzehn Jahren sang- und klanglos verabschiedet hat, sind in Branchenkreisen jedenfalls Gerüchte ins Kraut geschossen, wonach es mit dem Blatt schon bald zu Ende gehen könnte.

Genährt werden solche Spekulationen von der Auflagenentwicklung des Rheinischen Merkur. So lag die verkaufte Auflage im ersten Quartal dieses Jahres laut IVW-Prüfung bei 64.062 Exemplaren gegenüber 70.532 im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das entspricht einem Rückgang um 9,17 Prozent. Richtig dramatisch wird die Lage, betrachtet man nur die Abonnentenzahlen. Im ersten Quartal 2009 verzeichnete der Rheinische Merkur 50.299 Abonnements, jetzt sind es nur noch 37.489. Das bedeutet einen Verlust von 25,47 Prozent innerhalb eines einzigen Jahres!

Kein Wunder, daß die deutschen Bischöfe im Sommer dieses Jahres über ein Mediengesamtkonzept der katholischen Kirche beraten wollen – und dabei auch die Subventionen für den Rheinischen Merkur auf den Prüfstand stellen könnten. Schließlich muß auch die Kirche an allen Ecken und Enden sparen. Die finanziellen Zuwendungen für die Zeitung sollen sieben Millionen jährlich betragen; genauere Zahlen liegen nicht vor.

Zu schaffen macht dem Rheinischen Merkur indessen nicht nur die Finanzkrise. Daß die einstmals als konservativ geltende Wochenzeitung in den letzten Jahren vor allem auch mit einem deutlichen Profilverlust zu kämpfen hat, der zu ihrem rapiden Auflagenschwund nicht unerheblich beitragen dürfte, will man jedoch offenbar weder in der Redaktion um Chefredakteur Michael Rutz noch in der katholischen Kirche sehen. Dabei liegt hier der Hund begraben.

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