© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/10 14. Mai 2010

Bademoden-Posse
Wie bei Kafka
Mina Buts

Eigentlich ging es ja nur um eine Formalität bei der letzten Sitzung des Gemeinderats in der flämischen Küstenstadt Middelkerke. In der Schwimmbadsatzung sollte festgelegt werden, daß künftig niemand mehr „unzüchtig gekleidet“ baden darf. Strings, Unterwäsche oder auch weniger als knielange Badeshorts sind fortan verboten. Drei der Abgeordneten forderten, die neue Kleiderordnung gleich noch um den Burkini zu erweitern, jene muslimische Bademode, in der die Frauen von Kopf bis Fuß in eine Art Taucheranzug gepreßt werden. Hätte ja gepaßt, wo in Belgien gerade das Burkaverbot beschlossen wurde. Trotzdem haben alle, selbst der Bürgermeister Michel Landuyt von den flämischen Liberalen (V-LD), dagegen gestimmt.

Denn der Antrag kam von den drei Abgeordneten des Vlaams Belang, jener flämisch-nationalen Partei, mit der kein anderer Politiker etwas zu tun haben will. Der VB-Abgeordnete Jan Lacombe wetterte: „Nach der Abstimmung kamen etliche Gemeinderatsmitglieder zu mir und haben mich gefragt, was denn ein Burkini überhaupt ist. Wie bei Kafka!“ Und auch der Bürgermeister meinte anschließend kleinlaut: „Ich muß zugeben, daß ich noch nie was von einem Burkini gehört hatte“,  und wie zur Entschuldigung schob er hinterher: „Ich dachte echt, daß das ein Witz sein sollte.“

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