© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/10 21. Mai 2010

Eiszeit für die Minderheiten
Volksgruppen-Kongreß in Laibach
Bruno Burchhart

Eine für die zahlreichen deutschen Minderheiten im europäischen Ausland bedeutsame Veranstaltung fand vorige Woche in Laibach (Ljubljana) statt. Dabei waren mehrere Aspekte beachtenswert: Gerade die Deutschen aus der Sprachinsel Gottschee in Slowenien haben den inzwischen 55. Kongreß der Föderalistischen Union Europäischer Volksgruppen (FUEV) vorbildlich organisiert. Sogar der Staatspräsident des Gastgeberlandes, Danilo Türk, konnte erstmals als Festredner gewonnen werden. Aber leider scheint es für die verfassungsmäßige Anerkennung der deutschen Minderheit in dem EU-Land noch immer keine realistische Aussicht zu geben.

Die wenigen verbliebenen Deutschen in Slowenien siedeln in der Untersteiermark (Štajerska) um Marburg an der Drau (Maribor), im Abstaller Feld (Apaško polje) sowie südlich von Laibach, in der Gottschee (Kočevje). Die Angehörigen der deutschen Volksgruppen von Dänemark über Polen, die Tschechei, die Slowakei, Ungarn, Rumänien, Serbien und Kroatien bis nach Südtirol und Ostbelgien genießen indes staatliche Anerkennung.

Mit Spannung wurde daher der Festvortrag von Türk erwartet. Der Präsident behauptete darin, daß Slowenien mit der Anerkennung der italienischen und ungarischen Minderheit eine erfolgreiche Lösung gefunden habe. Slowenien bemühe sich um Vereinbarungen mit Italien und Kroatien bezüglich der dortigen Slowenen. Für die Kroaten und Serben im Lande suche Slowenien ebenfalls praktikable Vorgangsweisen. Und selbstverständlich setze man sich für die slowenischen Kärntner in Österreich ein.

Nach allgemeinen Erläuterungen über die europäischen Bemühungen für Minderheiten ließ Präsident Türk auf ausdrückliche Nachfragen während einer anschließenden Diskussion aber keinerlei Bereitschaft erkennen, die jahrhundertelang hier autochthon siedelnden Deutschen offiziell anzuerkennen.

Die mehreren hundert Delegierten aus allen Teilen Europas forderten auf dem FUEV-Kongreß zudem ein brauchbares politisches Mitspracherecht, zumal es auf EU-Ebene keinen speziellen Kommissar mehr als Ansprechpartner gibt. Die Kongreßteilnehmer beklagten, daß für die Euro-„Rettung“ Milliardenpakete zur Verfügung gestellt würden, während die finanzielle Unterstützung der EU-Staaten für die zig Millionen Minderheitsangehörigen immer geringer wird.

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