© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/10 21. Mai 2010

Meldungen

„Rache der Geschichte an den Technokraten“

Cambridge. Der schottische Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson hat dem Euro ein langsames Siechtum prognostiziert. „Entscheidend ist, daß die Europäische Zentralbank jetzt Staatsanleihen aufkauft. Damit ist die ‘No-Bailout-Regel‘ hinfällig. EZB-Chef Trichet hat kapituliert, und der Euro ist keine stärkere Währung mehr als der Dollar“, erklärte der an der Harvard University lehrende Professor im Handelsblatt. Das 750-Milliarden-Hilfspaket sei nur eine Notlösung. „Das grundsätzliche Problem der Euro-Zone bleibt: Es gibt nach wie vor keinen Mechanismus für finanzielle Transfers zwischen den Mitgliedstaaten“, so Ferguson. „Griechenland wird irgendwann pleite gehen. Portugal und Spanien könnten sich anstecken.“ Man könne nicht alle retten. „Was wir erleben, ist die Rache der Geschichte an den Technokraten, die den Euro ins Leben gerufen haben. Ich habe 1999 zusammen mit meinem Kollegen Larry Kotlikoff prophezeit, daß die Währungsunion ohne eine fiskalpolitische Union auseinanderbrechen wird.“ Auch außerhalb der Euro-Zone gebe es Risiken: „Die Lage Großbritanniens ist in vielerlei Hinsicht nicht besser als die der südeuropäischen Länder.“ Wann sich die Märkte gegen die USA richten, sei schwer vorauszusagen, aber „die finanzielle Situation der USA ist unhaltbar. In 2040 wird das Land seine gesamten Steuereinnahmen für den Schuldendienst einsetzen müssen“, glaubt Ferguson.

 

Schulden-Streichung lediglich aufgeschoben

HAMBURG. Der Finanz- und Börsenexperte Lucas Zeise hat für  Griechenland und andere Pleitekandidaten einen geordneten, von der EU oder den Euro-Ländern durchgeführten Umschuldungsplan empfohlen. „Wenn man es macht, sollte es sich lohnen. Argentinien hat 2002 rund 70 Prozent der Schulden gestrichen. Die Hälfte dessen müßte es in Europa schon sein“, schrieb Zeise in der Financial Times Deutschland. Diese Lösung wollten die EU-Staaten aber so lange wie möglich vermeiden: „Erstens schadet sie den Banken, den Versicherungen und den Sparern. Diese drei Gruppen vor dem Finanzdesaster zu bewahren, ist aber höchstes Regierungsziel“, erläuterte der Börsenexperte. „Und zweitens dürfte US-Präsident Barack Obama Merkel und Nicolas Sarkozy in seinen jüngsten Telefonaten nachdrücklich gebeten haben, von einem Schuldenschnitt abzusehen.“ Auch US-Investoren haben Milliarden in Anleihen von Euro-Staaten bzw. Aktien von europäischen Banken investiert.

 

Neue Kennzeichnung nutzt Spritschluckern

BERLIN. Der Naturschutzbund (Nabu) hat die geplante Novellierung der Pkw-Kennzeichnung zum Kraftstoffverbrauch kritisiert. Unverständlich sei, daß dabei große Autos tendenziell bevorteilt würden, obwohl sie schon bei der Herstellung deutlich mehr Ressourcen verbrauchten. „Fahrzeuge wie der 2,5 Tonnen schwere BMW X6 mit einem Verbrauch von rund zehn Litern Benzin kommen demnach absurderweise auf eine klimafreundlichere Klasseneinteilung als so mancher Kleinwagen mit weniger als der Hälfte des Verbrauchs“, erklärte Nabu-Verkehrsexperte Dietmar Oeliger. Die Kraftstoffkosten sollten gemessen auf 100.000 Kilometer angegeben werden, damit man sofort erkenne, welche Tankstellenausgaben über die Jahre anfallen werden.

 

Zahl der Woche

774.000 der insgesamt 4,6 Millionen Beschäftigten im deutschen Gesundheitswesen arbeiten als Gesundheits- und Krankenpfleger. Sie stellen damit die mit Abstand größte Berufsgruppe in diesem Wirtschaftszweig. 43,9 Prozent von ihnen sind lediglich teilzeit- oder geringfügig beschäftigt. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

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