© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/10 28. Mai 2010

Migrationszauber.de
Arme Frau Özlem
Toni Roidl

Das Bayerische Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen (schon der Titel ist Realsatire) hat eine Reklamekampagne zur Beschäftigung ausländischer Arbeitnehmer aus dem Hut gezaubert. In drei Videoclips (www.migrationszauber.de) lenkt der fremdenfeindliche Firmenchef Herr Schulze mit durchaus pantasievollen Magiertricks davon ab, daß er boshafterweise die bemitleidenswerte Frau Özlem nicht einstellen will. Frau Özlem ist selbstredend perfekt integriert und hochqualifiziert, Herr Schulze dagegen eine Art Nazi-Knallcharge aus einem Hollywood-Film. Natürlich ist der diskriminierte „Migrant“ auch weder Italiener, Pole, Koreaner oder Niederländer, sondern „Frau Özlem“. Das wirkt primitiv und hölzern, doch der Begleittext setzt noch eins drauf und erläutert voller Beflissenheit: „Der Zauberer will eine Illusion erzeugen und den Blick von den Tatsachen ablenken. Und welche Ausrede haben Sie, keine Migranten einzustellen?“ Hm, mal sehen: Vielleicht doch manchmalige mangelhafte Qualifikation, Sonderwünsche nach „halal“-Kantinenessen und Gebetsräumen oder Kopftuchkonflikte mit Kolleginnen? Aber von diesen Tatsachen will das Bayerische Ministerium für faulen Zauber lieber mit peinlichem Kirmes-Klamauk ablenken. Arme Frau Özlem.

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