© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/10 04. Juni 2010

Aufgeschnappt
Horror auf evangelisch
Matthias Bäkermann

Black Forest ist ein Beispiel dafür, wie die Produktion eines Horrorfilms von realem Horror eingeholt werden kann, zitiert die Stuttgarter Zeitung einen Filmkritiker des Südwestrundfunks (SWR). Die Sendeanstalt hat über die landeseigene Medien- und Filmgesellschaft (MFG) mit nicht unbeträchtlichen Summen die Produktion jenes Films begleitet, bei dem vier junge Leute Urlaub in einem Schwarzwälder Einödhof machen und sich letztlich alle gegenseitig brutal niedermetzeln. Produziert wurde der Horrorfilm indes von der Eikon Südwest, die von der evangelischen Landeskirche finanziell und institutionell getragen wird und sich selbst als Vermittlerin der christlichen Botschaft in der deutschsprachigen Medienlandschaft versteht.

Doch weder die christliche Botschaft noch wohliges Gruseln sollten sich beim Kinopublikum einstellen: Black Forest fiel vollkommen durch. Nachdem der Streifen am 15. April anlief, wollten nur wenige tausend den kleinen billigen Horrorfilm (Jugendmagazin fluter) sehen, viele Kinos nahmen den Flop vom Wundelehof im Bärental, bei dem die wenigen Zuschauer laut Eikon-Produzenten Christian Drewing viel haben lachen müssen, schnell wieder aus dem Programm. Trotz der über 600.000 Euro öffentlicher Filmförderung kommt die Produktionsfirma Eikon Südwest der unfreiwillig zur Komödie geratene Gruselschocker mit mehreren hundertausend Euro Verlust teuer zu stehen. Mit Erlösen sei nicht mehr zu rechnen. Derweil versichern die Stuttgarter, daß das Defizit des Horrorfilms nicht durch den Kirchensteuerzahler getragen werden soll. Verluste wolle Eikon Südwest intern verrechnen.

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