© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/10 04. Juni 2010


Für Deutschland gewonnen
Nach dem Sieg ist vor dem Sieg: Lenas Erfolg beim Eurovision Song Contest ist ein gutes Omen für unsere Fußballer
Ronald Berthold

Man wundert sich: Das Mädchen ist sympathisch, sie ist natürlich, und sie hat in ganz Europa Sympathie-Punkte auch für Deutschland gesammelt. Lena Meyer-Landrut hat 28 Jahre nach Nicole den ersten Platz des Eurovision Song Contest wieder nach Deutschland geholt. Und sie hat damit eine nationale Euphorie ausgelöst, wie es zwischen Elbe und Oder sonst nur unsere Fußballer vermögen.

Doch jetzt treten die Nörgler und Berufspuristen auf den Plan, und man hört man jede Menge Abers. Alles gut und schön, so der Tenor, aber sie hat auf englisch gesungen und nicht auf deutsch. Aber sie hat die Deutschland-Fahne falsch herum in der Hand gehalten. Fehlt eigentlich nur noch ein Aber: Sie trägt einen Doppelnamen. Das allein ist ja schon irgendwie verdächtig.

Wie verkrampft muß man eigentlich sein, um mit diesen peinlichen Einwänden auf unangenehme Weise den Ruf zu bestätigen, Konservative seien spießig, humorlos und völlig unlocker? Freuen wir uns doch darüber, daß eine 19jährige mit lässiger Selbstverständlichkeit und umwerfendem Charme die Nationalfahne schwenkt, während sie in der anderen Hand das Mikro hält. Seien wir stolz, daß eine siegreiche Abiturientin mit schwarzrotgoldenem Stirnband aus dem Flugzeug steigt, als sie wieder deutschen Boden betritt. Freuen wir uns, daß keine Egoistin heimkommt, die nur für sich selbst gewonnen haben will, sondern mit Fahne und Haarreif zum Ausdruck bringt: Ich habe für uns alle gewonnen, ich habe für Deutschland gewonnen.

Und freuen wir uns, daß sich Lenas Entdecker Stefan Raab wie ein wildgewordener Fußballfan aus der Kurve benimmt und überall unsere Fahne schwenkt: vor, während und nach dem Wettbewerb. Freuen wir uns über Lena, die für ein freundliches Deutschland steht. Und freuen wir uns, daß Lena die patriotische Stimmung auf unseren Straßen angefeuert hat. Freuen wir uns auf deren Fortsetzung bei der Fußball-WM, freuen wir uns über die nationale Freude und überlassen wir die Nörgelei den Linken, die die schwarzrotgoldenen Bilder aus Oslo und von den deutschen Marktplätzen mit Grusel betrachtet haben dürften.

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