© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/10 11. Juni 2010

„Versiegelung des Denkens“
Nekla Keleks Islamkritik
Holger von Dobeneck

Nekla Kelek gehört zu jenen engagierten Frauen islamischer Herkunft, die in Europa akademisch sozialisiert wurden und sich lautstark als Kritikerinnen ihrer islamischen Wurzeln zu Wort melden.Wie auch Seyran Ates oder oder noch radikaler die Somalierin Ayan Hirsi Ali nehmen diese kein Blatt vor den Mund.

Sie sind somit weit mutiger als manche Männer mit ähnlicher Vita. Dies liegt auch daran, daß sie klar erkennen, wie weit die islamische patriarchalische Kultur Frauen benachteiligt, ja ihnen selbst im angeblichen Paradies nur einen Platz am Rande und im Schatten zubilligt. Da sie als Soziologin sowohl die deutsche als auch die türkische Kultur genau kennt, kann sie auch die Benachteiligung der Frauen und die Kritik­unfähigkeit der gesamten islamischen Kultur exakt benennen. Im Islam finde eine systematische „Versiegelung des Denkens“ statt, und daher rühre auch die Wissenschaftsfeindlichkeit und Bildungsunfähigkeit vieler Muslime – was Rückschlüsse auf die eklatanten Bildungshindernisse in der zweiten und dritten Einwanderergeneration aus dem türkisch-arabischen Raum zuläßt, die beispielsweise gegenüber asiatischen Einwanderern so signifikant im Kontrast stehen.

Der Koran versteht sich als wörtliches Diktat Gottes, und eine kritische Theologie konnte sich in ihm nie ausbilden. „Himmelsreise“ nennt sie ihr Buch, weil angeblich Mohammed vom Erzengel Gabriel selbst durch sieben Himmel bis direkt vor die Augen Allahs geführt wurde. Für Muslime sind Christen und Juden nur Irregeleitete und letztlich Feinde. Der christliche Glaube ist eine versteckte Vielgötterei, denn Allah kann keine Söhne haben. Schon in ihrem Buch „Die fremde Braut“, in dem sie die türkischen Zwangsheiratsbräuche kritisiert, plädierte Kelek für eine säkulare Einstellung, die für gläubige Muslime noch unmöglich scheint. Der unter dem Pseudonym Christoph Luxenberg publizierende deutsche Islamforscher hält den gesamten Islam letztlich für eine Kopie des aramäischen Kulturraums, deren Rigidität in den Moscheen begründet werde. Der türkische Ministerpräsident Erdoğan selbst bezeichnete die Moscheen folgerichtig als Kasernen und die Minarette als „unsere Bajonette“.

Kelek hält den Islam für weder reformfähig noch in die demokratische Kultur Deutschlands integrierbar. Merkwürdig ist in diesem Zusammenhang, daß sich gerade eine antiautoritär gebärdende politische Linke zum Wächter des Islam berufen fühlt und die schärfsten Kritiker an Keleks Thesen aus ihren Reihen stammen.

Necla Kelek: Himmelsreise. Mein Streit mit den Wächtern des Islam. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2010, gebunden, 267 Seiten, 18,95 Euro

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