© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/10 18. Juni 2010

Doppelbeschuß auf Heilmethode
Gegner der Homöopathie
Franz Kronbeck

Die Homöopathie wird heute gleich von zwei Seiten her kritisiert: Die herkömmliche Medizin „sieht in jedem Symptom den materiellen Defekt eines Organs oder Organteiles und gibt daher für jedes Symptom je ein Arzneimittel“. Es ist nicht verwunderlich, daß aus dieser materialistisch-mechanistischen Weltauffassung der Gegenwart der Homöopathie mit Mißtrauen begegnet wird. In der Homöopathie dagegen wird versucht, durch genaue Fallaufnahme eine zugrunde liegende Ursache ausfindig zu machen, die als Einwirkung auf die Lebenskraft verstanden wird. Wurde diese gefunden, so wird ein Arzneimittel nicht nach dem Grundsatz des Contraria contrariis (Heilung durch Gegensätzliches), sondern nach dem des Similia similibus (Ähnliches durch Ähnliches heilen) gebildet.

Auf der anderen Seite aber gibt es auch Kritik aus „religiösen“ Gründen: Wenn das vorherrschende mechanistische Weltbild die Wirkungsweise der Homöopathie nicht erklären kann, dann, so der Verdacht, müssen wohl „okkulte“ Kräfte am Werk sein. Obwohl er theologisch nicht begründbar ist, wird dieser ursprünglich aus pietistisch- evangelikalen Kreisen kommende Vorwurf zunehmend auch von Katholiken übernommen.

Hier leistet das vorliegende Buch wichtige Aufklärungsarbeit. Die Autorin, Gabriele Marx, die auf dreißig Berufsjahre als Ärztin zurückblicken kann, davon die Hälfte als praktizierende Homöopathin, ist gläubige Christin, und sie versteht und verteidigt zugleich die Homöopathie als eine wissenschaftliche Heilmethode: Ein falscher, aus naturwissenschaftlichem und philosophischem Halbwissen hervorgegangener Begriff von Materie und Leiblichkeit mache es vielen Menschen unmöglich, die Homöopathie zu verstehen, was allzu oft – und das ist auch ethisch bedenklich – den Weg zu dieser überaus effektiven Heilkunde verbaue.

Wie etwa Untersuchungen der Technischen Universität Athen gezeigt haben, beruht die Wirkung der homöopathischen Potenzierungen auf chemisch-physikalisch exakt verifizer- und reproduzierbaren Effekten. Marx betont, die Homöopathie nicht als „okkult“ im herkömmlichen Sinne zu bezeichnen. „Versuche, Prüfungen, Beobachtungen sind die Grundlage dieser Heilmethode.“ Als „Magie“, so der christliche Vorwurf, will sie diese nicht betrachten. Aber beruht nicht die gesamte christliche Lehre auf dem größtmöglichen magischen Vorgang?  Marx’ Buch bietet somit Verunsicherten ebenso wie mit dieser Heilmethode nicht Vertrauten eine gute Orientierung.

Gabriele M. Marx: Heilkraft trotz Verdünnen. Ist die Homöopathie mit dem christlichen Glauben vereinbar? Eigenverlag, Weinheim 2010, broschiert, 79 Seiten, 12 Euro

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