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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 25/10 18. Juni 2010
Joe Jackson – Mein Leben: Der Popstar wider Willen mokiert
sich über die Hybris des Zeitgeists Jean Boués Film ist ein intimes Porträt, das Joe Jacksons Lebensweg mit ihm abgeht, ihn an Orte voller Erinnerungen begleitet: in die einstmals stolze südostenglische Hafenstadt Portsmouth, wo er aufwuchs, nach New York, seine alte, und Berlin, seine neue Wahlheimat. Wer auf Enthüllungen oder gar Einsichten hofft, wartet vergebens. Was hier erzählt wird, ist eigentlich unspektakulär – wäre da nicht das Ausnahmetalent und der Weltruhm, den es ihm 1979 mit der Hit-Single „Is She Really Going Out With Him?“ quasi über Nacht bescherte. Der notorisch kamerascheue Star wider Willen kokettiert mit seiner Rolle als ewiger Außenseiter: das schwachbrüstige, unsportliche Kind, das ständig verprügelt wurde; der Sohn einer alleinerziehenden Krankenschwester am elitären Royal College of Music in London; der glühende Beethoven-Verehrer unter angehenden Popsternchen. Er mokiert sich milde lächelnd über die Hybris britischer Regierungen, Gesundheitsrisiken per Gesetz abschaffen zu wollen, hat New York in der Folge des 11. September verlassen, weil Bürgermeister Michael Bloomberg überall das Rauchen verbot und die Gentrifizierung des Sündenpfuhls forciert, und läßt sich mitten im Menschengetümmel auf dem Kottbusser Damm, an der Grenze zwischen Kreuzberg und Neukölln filmen. Die echten Bonbons sind die Mitschnitte von Bühnenauftritten. Denn Joe Jackson ist ein Mensch wie jeder andere – wiewohl ein wenig besonnener, ein wenig zynischer –, aber am Klavier versprüht er Charme und Charisma aus allen Fingerspitzen. Zum Einstieg in die Musik des heute 55jährigen oder Wiederauflegen alter Lieblingsplatten ist diese 45minütige Dokumentation allemal geeignet, als sonntagnachmittägliche Zerstreuung für zufällige Zapper, denen das WM-Spiel zwischen Italien und Neuseeland nicht spannungsreich genug ist, nur bedingt. |