© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/10 25. Juni 2010

Konflikt um Wechselkurs
China vor der Aufwertung
von Albrecht Rothacher

Rechtzeitig vor dem G20-Gipfel gab die Pekinger Zentralbank die Flexibilisierung des Wechselkurses bekannt. Das soll das chinesische Währungsdumping aus der Kritik bringen und die Protektionisten im US-Kongreß beruhigen. Um bis zu 40 Prozent gilt der Yuan als unterbewertet. Entsprechend verbilligt waren die chinesischen Exporte. Eine Aufwertung durch marktorientierte Wechselkurse entspricht einer alten Forderung des Westens. Sie würde die Kaufkraft in China stärken und den dortigen Inflationsauftrieb durch billigere Importe bekämpfen. Ein stärkerer Yuan würde auch die chinesischen Käufe von Firmen und Rohstoffvorkommen im Ausland verbilligen.

Chinas weiteres Wachstum hinge nicht mehr soviel von den Exportmärkten ab und ginge weniger auf Kosten unserer Arbeitsplätze. Die EU hatte 2009 ein Handelsdefizit von 190 Milliarden Euro gegenüber den eng arbeitsteilig operierenden Exportwirtschaften von China, Japan, Korea und Taiwan. Das entspricht der Leistung von vier Millionen Industriearbeitsplätzen in Europa, die so verlorengingen. Stündlich wächst das Handelsdefizit mit China um 17 Millionen Euro. Ob die kommende Aufwertung genügt, um eine Trendwende einzuleiten und die zahnlose Politik Europas gegenüber Chinas Merkantilismus zu rechtfertigen, darf allerdings bezweifelt werden.

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