© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/10 25. Juni 2010

„Unerschaffen“ war gar nichts
Quellenkritik zu Mohammed
Fabian Schmidt-Ahmad

Alles, was uns an religiösen und damit heiligen Schriften überliefert wurde, hat es sich in der jüngeren Vergangenheit gefallen lassen müssen, mit historisch-kritischen Methoden der Wissenschaft auf einen äußerlich greifbaren Wahrheitsgehalt reduziert zu werden. Nur die Orientalistik wird noch immer von einer seltsamen Furcht beherrscht. Ausgerechnet, möchte man beinahe sagen, das für seine Fabulierkunst berühmte Volk der Araber solle uns einen „unerschaffenen“ Text überliefert haben, der uns von Gott mittels des menschlichen Werkzeugs Mohammed unverfälscht verkündet worden sei.

Ein gewaltiger Anspruch, der aber vor der wissenschaftlichen Quellenanalyse gerade der letzten Zeit wenig Bestand hat. Polemisch und doch wissenschaftlich fundiert faßt Pressburg in seinem kurzweiligen Buch die Forschungsergebnisse einer kritischen Orientalistik zusammen. Allgemeinverständlich erläutert er die wichtigsten Kritikpunkte, wie beispielsweise der Sprachanalyst Christoph Luxenberg die angeblich frühislamische Inschrift im Felsendom sinnvollerweise als ein christlich-arabisches Glaubensbekenntnis einer religiösen Strömung innerhalb des Christentums las, die sich gegen den byzantinischen Hegemon abgrenzte. „Im Laufe der Zeit verselbständigte sich das spezifisch arabische Christentum immer mehr, bis es sich schließlich in einer eigenen Religion manifestierte.“

Erst rückwärtig, als sich ein „Islam“ als eigenständige Religion etablierte, projizierte man die „goldene Zeit“ in die Jahrhunderte zurück. „Diese Rückinterpretation der Geschichte vollzog sich hauptsächlich im 9. Jahrhundert in den Lektoraten von Basra und Kufa. Alles, was an Schriftgut und mündlichen Überlieferungen zur Verfügung stand, wurde von den Editoren zusammengefaßt und niedergeschrieben.“ Von hier aus strahlte eine Legendenbildung aus, die uns heute mehr denn je in ihrem Griff hält.

Ein Buch mit politischem Sprengstoff, leitet der heutige Islam – in allen seinen Varianten –seine Legitimität doch einerseits aus einem durch Allah Wort für Wort geoffenbarten Schriftgut ab, andererseits durch das Leben und Wirken eines Propheten Mohammeds. Beides bezweifelt Pressburg mit schwerwiegenden Argumenten. Diese aus islamischer Sicht ketzerische Interpretation dürfte den Schluß zulassen, daß der Name Pressburg – wie schon Luxenberg – ein Pseudonym ist, da ihr Leben ansonsten gefährdet wäre. Leider ist dies herrschende Realität in Deutschland.

Norbert G. Pressburg: Good Bye Mohammed. Wie der Islam wirklich entstand. Books on Demand, Norderstedt, 2009, broschiert, 168 Seiten, 14,80 Euro

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