© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/10 09. Juli 2010

Erhöhung der Krankenkassen-Beiträge
Roßtäuscher
von Jens Jessen

Die Beitragssätze der Krankenkassen steigen auf 15,5 Prozent. Deshalb soll das deutsche Gesundheitswesen marode sein. Marode ist ein System, wenn die von ihm verlangten Leistungen nicht in der erwarteten Qualität und dem notwendigen Umfang erbracht werden. Das ist in Deutschland nicht der Fall.

Marode ist die Handlungsweise des Staates, der nicht den Mut aufbringt, eine vernünftige Finanzierung auf den Weg zu bringen, die auch die Versicherten in die Pflicht nimmt. Kosten und Leistungen müssen in ein Gleichgewicht gebracht werden. Die Zahl der chronisch Kranken wächst. Das verursacht Jahr für Jahr mehr Ausgaben der GKV. Mit Kostendämpfung sind die steigenden Kosten nicht zu beherrschen.

Der Fortschritt in der Medizin und der Medizintechnik weitet das Behandlungsspektrum in ungeahnter Weise aus. Das kostet Milliarden. Mut der Politik heißt, die Versicherten darüber abstimmen zu lassen, ob sie feste Beiträge durch weniger Leistungen für die chronisch Kranken befürworten und feste Beiträge gegen eine Abkopplung der Krankenversorgung vom Fortschritt in der Medizin und der Versorgung mit hochkomplexen neuen Arzneimitteln eintauschen wollen. Nur Roßtäuscher versprechen mehr Leistungen ohne höhere Beiträge.

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