© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/10 09. Juli 2010

Tyrannei a la Carte
Unkorrekt
Christian Dorn

Was erwartet Nordkoreas Fußball-Nationalspieler nach ihrem Ausscheiden in der Vorrunde des WM-Turniers? Müssen sie zur Strafe in ein Arbeitslager? Und vor allem: Weshalb weinte Stürmerstar Jong Tae-Se? Wer die theatralischen Gesten der Selbstanklage sah, mit denen nordkoreanische Spieler reagierten, wenn sie einen Ball verspielt hatten, ahnt, daß die Diktatur unter dem „Geliebten Führer“ Kim Jong-Il eine Schreckensherrschaft ist. Da jedoch das „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama) eine bloße Illusion bleibt, gilt es, die Karten der Weltgeschichte neu zu mischen. Einen Versuch hierzu unternehmen zwei Quartettspiele, die frei vom Regelwerk politischer Korrektheit sind: Zum einen das „Tyrannen-Quartett“ mit den „übelsten Diktatoren der Welt“ (www.weltquartett.de), zum anderen „Das Führer-Quartett“, das „alle Schwarzen Peter der Weltgeschichte in einem Kartenspiel“ vereint (www.onkelundonkel.com). Während im „Führer-Quartett“ Kategorien wie „Führungszeugnis“ (Ausbildung) oder „Abführmittel“ (Todesursache) gelten, die eine verbindliche Spielregel erschweren, besticht das „Tyrannen-Quartett“ auf geschmacklose Art mit nackten Zahlen, etwa mit der Kategorie „Todesopfer“. Folglich gilt der „Alien aus Braunau“ (Klonovsky) hier als „Blitz-Trompf“.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen