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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 29/10 16. Juli 2010
Blick in die Medien Als Peter Boenisch – Gott hab’ ihn selig – 1985 als Regierungspresseprecher zurücktrat, fragte ich einen klugen Mann, warum er das wohl getan habe. Er antwortete: „Er hatte wohl keine Lust mehr, ständig Lügen zu erzählen.“ Boenisch war ein herausragender Journalist, Erfinder der Bravo und später Bild-Chef. Erstaunlich, daß er es überhaupt zwei Jahre lang als bezahlter Propagandist Helmut Kohls ausgehalten hat. Die Wahrheitsliebe, die Journalisten im Blut liegen sollte, müßte sie eigentlich davon abhalten, oder? Tut sie nicht. Inzwischen sind alle Hemmungen gefallen. Schamlos wechseln Karrieristen zwischen dem Journalistenberuf und der Propagandatätigkeit hin und her, dienen heute diesem Auftraggeber, morgen jenem. Das neueste Beispiel ist Steffen Seibert, der ZDF-Nachrichtensprecher, der ab August die Politik von Schwarz-Gelb „verkaufen“ wird. Er ersetzt Ulrich Wilhelm, der vom Posten als Merkels Regierungssprecher auf den Intendantenstuhl beim BR wechselt. Können wir von einem Staatsrundfunk, der so mit der Regierung verbandelt ist, eine kritische Berichterstattung erwarten? |