© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/10 30. Juli / 06. August 2010

Meldungen

Eva Herman: Wie Sodom und Gomorrha

DUISBURG. Der Publizist und Buchautor Udo Ulfkotte hat seine Kollegin Eva Herman gegen Vorwürfe verteidigt, sie habe die Opfer der Loveparade „verhöhnt“ (Bild-Zeitung). Die ehemalige Tagesschau-Sprecherin hatte eine Parallele gezogen zwischen der Katastrophe auf der Loveparade vergangenen Samstag in Duisburg mit 20 Toten und Hunderten von Verletzten und der alttestamentlichen Geschichte von Sodom und Gomorrha. Danach ließ Gott die beiden Städte wegen des sündigen Treibens ihrer Bewohner untergehen; nur Lot und seine Töchter wurden gerettet. Focus online schrieb daraufhin, Eva Herman wolle sich „offenbar auf dem Rücken der Loveparade-Opfer profilieren“. Auf stern.de hieß es, sie nutze die Gelegenheit, um sich „wieder mit religiös verbrämten Weltanschauungen ins Gerede zu bringen“. Demgegenüber wies  Ulfkotte darauf hin, daß Eva Herman auch die Toten und Verletzten beklagt habe. „Den Familien und Angehörigen der Toten gebührt tiefstes Beileid, sie haben schwerste Zeiten vor sich“, hatte die 51jährige in einem Kommentar auf der Internetseite des Kopp-Verlages geschrieben. Zugleich übte sie dort aber auch scharfe Kritik an der Loveparade. Die vielfach als „friedliches Fest fröhlicher junger Menschen“ bezeichnete Veranstaltung sei in Wahrheit „eine riesige Drogen-, Alkohol- und Sexorgie“. Wer sich die Bilder aus früheren Jahren ansehe, glaube, „in der Verfilmung der letzten Tage gelandet zu sein, wie sie in der Bibel beschrieben werden“. Auch in diesem Jahr hätten viele Raver bereits vor dem Unglück „wie ferngesteuert“ gewirkt: „Betrunken oder vollgekifft, mit glasigen Blicken, wiegen sich die dünn bekleideten Körper in rhythmischem Zucken wie in Trance.“ Herman: „Begriffe wie Sittlichkeit und Anstand haben sich in den abgrundtiefen Baßschlägen ins Nichts aufgelöst.“ Die „geilste Party der Welt“ stehe mit ihren Auswüchsen „symbolisch doch nur für den kulturellen und geistigen Absturz einer ganzen Gesellschaft“. Daß jetzt das Aus für die Loveparade gekommen sei, begrüßt Herman: „Eventuell haben hier ja auch ganz andere Mächte eingegriffen, um dem schamlosen Treiben endlich ein Ende zu setzen.“ Allerdings sei es „grauenhaft, daß es erst zu einem solchen Unglück kommen mußte“.

 

Preise für Necla Kelek und Jan Fleischhauer

BERLIN. Die in Istanbul geborene und 1966 nach Deutschland ausgewanderte Sozialwissenschaftlerin und Frauenrechtlerin Necla Kelek erhält den Freiheitspreis 2010 der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit. In der Integrationsdebatte trete Necla Kelek „mit hohem persönlichen Einsatz und nicht ohne Risiko für mehr Offenheit und Ehrlichkeit“ ein, hieß es zur Begründung. Sie sei eine „zeitgenössische Vertreterin der Aufklärung“. Der Preis wird Necla Kelek am 6. November in der Frankfurter Paulskirche verliehen. Der Berliner Journalist und Spiegel-Autor Jan Fleischhauer erhält den Karl-Hermann-Flach-Preis 2010. Im vorigen Jahr hatte Fleischhauer mit seinem Buch „Unter Linken. Von einem, der aus Versehen konservativ wurde“ für Aufsehen gesorgt (JF 25/09). Jetzt bekommt er die nach dem ersten Generalsekretär der FDP benannte und mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung für sein „besonderes Engagement im Sinne des politischen Liberalismus“. Die Preisverleihung findet am 13. September im Gästehaus der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt statt.

 

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Aus einer Werbung für den neuen BMW 520d, der mit dem Anzeigesystem im Sichtfeld auf Augenhöhe des Fahrers ausgestattet ist

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