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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 31-32/10 30. Juli / 06. August 2010
DVD: Fritz Lang Es ist leider nur wenig bekannt, daß Fritz Lang auch eine ganze Reihe beachtlicher Western gedreht hat, beispielsweise „Western Union“ (1940) oder „Rancho Notorious“ (Engel der Gejagten, 1952) mit Marlene Dietrich. Sein Debüt im Genre war jedoch „The Return of Frank James“ (Rache für Jesse James, 1940), eine Fortsetzung von Henry Kings „Jesse James“ (Jesse James – Mann ohne Gesetz, 1939). Ähnlich wie King zeigt auch Lang nicht die historische Wahrheit, sondern die heroische Legende der James-Brüder, die im amerikanischen Bürgerkrieg eine Südstaaten-Miliz anführten. Nach der Niederlage des Südens rächten die Brüder den durch Eisenbahnagenten verursachten Tod ihrer Mutter und begingen unter dem Beifall der ebenfalls entrechteten Farmer ihre ersten Bank- und Zugüberfälle, bis Jesse von einem Verräter aus den eigenen Reihen erschossen wurde. Hier knüpft nun Langs Film an. Als der Mörder seines Bruders vor Gericht freigesprochen wird, beschließt Frank James, das Recht in die eigenen Hände zu nehmen. Doch der Mörder, dem es hauptsächlich um die Kopfprämie ging, die auf den berühmten Outlaw ausgesetzt war, stirbt auf seiner Flucht vor Frank, bevor ihn der Rächer einholt. Geschickt spielt Lang in diesem balladenhaften Western außerhalb des üblichen Handlungsschemas mit den Versatzstücken des Genres. Dabei verzichtet er keineswegs auf Pathos und Sentiment. Für Henry Fonda, der den Frank bereits in Kings „Jesse James“ gespielt hatte, bedeutet diese Rolle den Schritt von einem ungebrochenen, tatkräftigen Helden zu komplexeren, durchaus nicht immer rundum sympathischen Charakteren. Der Widerspruch zwischen der aus der amerikanischen Variante des Feudalismus entstandenen patriarchalischen Urkraft und dem Prozeß einer allmählichen Zivilisierung, dem sich schließlich auch Langs Held mehr oder weniger freiwillig unterwirft, wird hier ohne melodramatische Überzeichnung gelöst. Daß Lang und Fonda dennoch den heroischen und poetischen Mythos des Western nicht zerstören, macht „Rache für Jesse James“ auch heute noch zu einem Genuß. DVD: Rache für Jesse James. Koch/Media 2010, Laufzeit etwa 89 Minuten |