© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/10 30. Juli / 06. August 2010

Frisch gepresst

Heidegger. Die deutsche Übersetzung von Emmanuel Fayes Pamphlet „Heidegger. Die Einführung des Nationalsozialismus in die Philosophie“ (JF 18/09) zeitigte weder die erhoffte skandalisierende Wirkung, noch war irgendeine Bibliothek bereit, dem Vorschlag des französischen Maniac zu folgen, die hundertbändige Werkausgabe nicht mehr unter „Philosophie“ zu rubrizieren und sie stattdessen im Giftschrank für  „rassistisches“ Schriftgut zu sekretieren oder sie am besten gleich ins Feuer zu werfen. Von diesem Niveau ist das auch und gerade gegen den Denunzianten Faye gerichtete Opus weit entfernt, das der an der Katholischen Universität in Washington D. C. lehrende Holger Zaborowski über den Dauerbrenner „Martin Heidegger und der Nationalsozialismus“ zu Papier gebracht hat (Eine Frage von Irre und Schuld? Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt/M. 2010, broschiert, 794 Seiten, Abbildungen, 16,95 Euro). Zaborowski ist ein sehr guter Kenner des gedruckten Werks, des Marbacher Nachlaß-Gebirges, der seit 70 Jahren währenden Diskussion um die „Verstrickung“ des Denkers, der sich 1933/34 als Freiburger „Führer“-Rektor zum Exponenten der „nationalen Erhebung“ an den deutschen Universitäten aufschwang. Obwohl es Zaborowski aufgrund so glänzender Voraussetzungen natürlich gelingt, die unappetitlichen Expektorationen Fayes aus dem wissenschaftlichen Diskurs zu verbannen, ist ihm zwar ein dickes, aber kein großes Buch zum Thema geglückt. Was nicht zuletzt am „Objektivismus“ liegt, den ausgerechnet er, als Dozent an einer katholischen Hochschule, wie eine Monstranz schwenkt. Vor lauter vermeintlicher „Objektivität“ weicht er nämlich vielen Fragen aus oder dringt nur zu nichtssagenden „vermittelnden“ Antworten vor, die mühelos als apologetische Platitüden veralbert werden können.

 

Rote Preußen. Der Nationalen Volksarmee der DDR wurde gern zugesprochen, besonders „preußisch“ zu sein. Das gründete nicht nur in Stechschritt und Uniform, die – anders als bei der Bundeswehr – militärische Traditionslinien zu deutschen Vorgängerarmeen anmuten ließen, sondern wurde auch im Westem gern als negatives Attribut gebraucht, um vermeintlichen Kadavergehorsam und autoritäres Gebaren zu denunzieren. Guntram König hat in dem von ihm herausgegebenen Buch 15 NVA-Offiziere versammelt, die ihre Eindrücke zum Preußentum wiedergeben und dabei tiefe Einblicke in das Gefüge dieser Armee zulassen. Dabei wird auch deutlich, daß man tatsächlich nicht ohne Stolz auf preußische Tugenden wie Disziplin, Gründlichkeit, Treue und Pflichtbewußtsein zurückblickt, die die ehemaligen Soldaten in ihrer Truppe gelebt sahen (NVA –Die roten Preußen? Helios Verlag, Aachen 2010, gebunden, 218 Seiten, Abbildungen, 19,90 Euro).

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