© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/10 13. August 2010

Melanie Phillips erregt mit einem furiosen Buch gegen die Political Correctness Aufsehen
Die Welt steht Kopf
Ivan Denes

Brillant“, „faszinierend“, „von grimmiger Tapferkeit“ lauten die Adjektive, mit denen das neue Buch der britischen Publizistin Melanie Phillips, Jahrgang 1951, „The World Turned Upside Down“ (Encounter Books) von den Rezensenten geadelt wird. Unter den so Applaudierenden finden sich Namen wie die des US-Intellektuellen William Kristol oder des ehemaligen CIA-Direktors James Woolsey.

Phillips, bekannte Kolumnistin des traditionsreichen konservativen britischen Nachrichtenmagazins Spectator sowie der Daily Mail und von der BBC bereits zur „führenden rechtsgerichteten Stimme in den Medien“ ausgerufen, erweckte erstmals 2003 mit ihrem Buch „The Ascent of Woman“ („Der Aufstieg der Frau“) internationale Aufmerksamkeit, eine Geschichte der Sufragetten-Bewegung. 2006 sorgte sie mit „Londonistan“ erneut für Debatten. Das Buch analysierte, wie die britische Einwanderungspolitik zum Entstehen islamisch-terroristischer Strukturen im Land führe.

Vor wenigen Wochen nun hat die kämpferische Publizistin (www.melaniephillips.com), die immer mehr in die Fußstapfen der 2006 verstorbenen italienischen Islamkritikerin Oriana Fallaci tritt, „The World Turned Upside Down“ („Die Welt steht auf dem Kopf“) vorgelegt, eine geradezu beispiellose Generalabrechnung mit den zentralen Themen der Political Correctness. Für manchen Rezensenten gilt das Buch bereits als Wendepunkt in der ideologischen Auseinandersetzung mit den Feinden der freien Meinungsäußerung weltweit.

In engagierter, aber dokumentierender Manier setzt sich Phillips mit wichtigen Themen unserer Zeit auseinander. Sie belegt die große Mystifizierung um den „Klimawandel“, entschleiert die falsche Toleranz, wenn es um den Kampf gegen militanten Islamismus geht, prangert die zuweilen antiisraelische Hexenjagd in westlicher Politik und Medien an und entlarvt das fatale politische Kalkül hinter der Mythifizierung prominenter Persönlichkeiten von Prinzessin Di bis Obama.

Durchaus realistisch beschreibt sie dabei den Würgegriff, in dem sich die westliche Zivilisation durch die Beseitigung althergebrachter ethischer Normen befindet. Und so bekämpft sie unter anderem die These von der Unvereinbarkeit von Wissenschaft und Religion, die alltäglich vorgeführte Entzauberung der Vernunft in unserem Alltag und beschreibt mit ihrem klaren, an die Tradition englischer Essayisten angelehnten Stil die politische Allianz von Islamisten und westlichen Linken beim Sturm auf die abendländische Zivilisation. Nicht zuletzt weist sie dabei eloquent auf die Neubelebung des christlichen Antisemitismus in Europa hin. Mit sprachlicher Wucht schildert sie also, wie im Namen einer falschen Toleranz eine intolerante, repressive neue Gesellschaftsordnung entsteht. Lediglich ihre Ablehnung der Evolutionslehre fällt irgendwie aus dem Rahmen.

Eine deutsche Übersetzung von Phillips neuestem Streich wäre mehr als wünschenswert – es ist ein Imperativ.

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