© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/10 27. August 2010

„Legenden“ in der ARD: Das war Spitze – Die zwei Leben des Hans Rosenthal
Beseelt von Disziplin, Bescheidenheit und Perfektion
Baal Müller

Wir kennen nur das, wie er sagte, „zweite Leben“ von Hans Rosenthal, das vor allem mit der Sendung „Dalli Dalli“ verbunden war. Über sein erstes – die Berliner Jugend als Kind eines Bankiers und sein Überleben während des Dritten Reichs – hat der in den siebziger und achtziger Jahren wohl beliebteste deutsche Showmaster nur wenig gesprochen. Zwar wußte man, daß er Jude war und von 1943 bis 1945 von zwei Frauen in Gartenlauben versteckt wurde, aber er hat – seinem RIAS-Kollegen Gerhard Löwen­thal vergleichbar – niemals versucht, daraus moralische Ansprüche abzuleiten, und betonte gelegentlich, daß er wegen dieser Erfahrungen mit seinen beiden Helferinnen keinen Haß gegen die Deutschen hege.

Das Leben des am 2. April 1925 geborenen, bei aller Heiterkeit nachdenklichen Mannes war von dem preußischen Prinzip „Mehr sein als scheinen“ geprägt. Bescheiden, unermüdlich in seinem Arbeitseifer, perfektionistisch im kleinsten Detail, brachte er es beim RIAS zum Unterhaltungschef, erlitt beim Wechsel zum Fernsehen zunächst ziemlichen Schiffbruch, um dann mit „Dalli Dalli“ von 1971 bis 1986 die deutsche Fernsehunterhaltung wesentlich mitzugestalten.

Zweifellos stand hinter seiner Disziplin der Wunsch des noch einmal Davongekommenen, gerade in Deutschland etwas zu erreichen und sich neu zu verwurzeln; derselbe Drang zeigte sich auch in seinem Privatleben. Schon mit zweiundzwanzig Jahren heiratete er und gründete eine Familie, der er recht traditionell als „gütiger Patriarch“ vorstand. Bis ihn die Folgen seines rastlosen Lebens einholten. Am 10. Februar 1987 starb der Unermüdliche an Magenkrebs. Kollegen und Familienmitglieder erinnern sich in der ARD-Reihe „Legenden“ an den „Lieblingspapa“ des deutschen Familienfernsehens.

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