© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/10 10. September 2010

Lebenselixier
Ökologie: Die Uno sorgt sich um reines Trinkwasser und befürchtet regelrechte Kriege um das blaue Gold
Robert Backhaus

Diese Woche ist „Weltwasserwoche“. Die Uno hat dazu aufgerufen und fleht um reines Wasser. Tagtäglich, teilt sie mit, sterben auf der Welt – vor allem in Ländern der heißen Zonen – viertausend Kinder an künstlich verschmutztem Trinkwasser. Über siebzig Prozent aller Fäkalien würden dort völlig ungefiltert in Flüsse und Seen eingeleitet. Immer mehr trinkbares Wasser verschmutze so und könne nicht ersetzt werden.

Tatsächlich sind die Süßwasservorräte auf der Welt eng begrenzt und eine feste Größe. Zwar besteht die Erdoberfläche zu 75 Prozent aus Wasser, aber es ist Salzwasser; nur ein einziges Prozent ist  trinkbares Süßwasser. Und von diesem einen Prozent ist die Hälfte in Arktis und Antarktis festgefroren, so daß für den Kreislauf des Lebens nur ein halbes Prozent übrigbleibt. Dieses halbe Prozent muß sich der Mensch teilen mit der übrigen Kreatur, allenfalls 0,25 Prozent bleiben exklusiv für ihn übrig.

Ein beträchtlicher Teil dieser 0,25 Prozent wird schon vor Gebrauch aus Unachtsamkeit verschüttet, tritt aus defekten oder schlecht gebauten Leitungssystemen aus, der Rest wird „verbraucht“, also fäkalisiert oder durch die Abwässer veralteter und schlecht gewarteter Industrien vergiftet. Denn es gibt in den heißen Ländern kaum einschlägige Gesetzesauflagen, geschweige denn wirksame Kontrollen.

Reinigung verdorbenen Wassers oder Gewinnung von Süß- aus Salzwasser sind teuer und erfordern vielerorts Technologien, die ihrerseits einen hohen Süßwasserverbrauch haben. Das verdorbene Wasser sickert ins Grundwasser ein und beginnt, auch diesen einzigen „Süßwasservorrat“, den wir haben, zu vergiften.

Mit anderen Worten: Es wird nicht möglich sein, den Süßwasseranteil dramatisch zu steigern, so wie es angesichts der rapide wachsenden Weltbevölkerung an sich notwendig wäre. Und natürlich kann es auch keinen „Ersatz“ für Wasser geben. Erdöl wird eines Tages durch „alternative“ Energieträger ersetzt werden, Wasser jedoch ist nicht zu ersetzen, es ist das Lebenselement par excellence.

Was tun? Die Uno sagt regelrechte „Wasserkriege“ voraus, die viel schlimmer sein würden als die jetzigen Ölkriege. Dem müsse Einhalt geboten werden. Natürlich ist das richtig. Doch Einhalt geboten werden muß vor allem der weltweiten Fäkalienproduktion.

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