© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/10 17. September 2010

„1.000 Kreuze in die Spree“
Demonstration: Linksextremisten kündigen gewaltsame Aktionen gegen einen Protestmarsch von Lebensschützern an
Lion Edler

Unter dem Motto „1.000 Kreuze in die Spree!“ rufen eine Reihe von teilweise linksextremen Initiativen zu Angriffen gegen den am Sonnabend in Berlin stattfindenden abtreibungskritischen „Marsch für das Leben“ (JF 37/10) auf. Der Aufruf stößt bei den Lebensschützern auf Kritik, zumal bereits das Motto eine unmißverständliche Anspielung auf geplante Störungsaktionen ist: Der „Marsch für das Leben“ nannte sich früher „1000 Kreuze für das Leben“, und dessen Teilnehmer mußten in der Vergangenheit bereits mehrfach erleben, daß ihnen die mitgeführten Holzkreuze gewaltsam entwendet und in die Spree geworfen wurden.

Auf der Internetseite des für den Aufruf verantwortlichen „Bündnis gegen Abtreibungsverbot und christlichen Fundamentalismus“ wird den Marsch-Gegnern mit zwei Videos eingeheizt: „Damit ihr euch noch mal erinnern könnt, wie lustig es letztes Jahr war, oder um noch Ideen für nächsten Samstag (nur noch eine Woche, hihi) zu sammeln, hier noch mal zwei Videos für euch.“ Eines der Videos zeigt, wie linksextremistische Aktivisten lachend Holzkreuze in die Spree werfen.

Das linke Bündnis agiert dabei ganz offen. In einer Pressemitteilung bittet man um „freundliche Beachtung“ und bietet Interviews an. Dem „Marsch für das Leben“ will das Bündnis seinen „lauten und vielfältigen Widerstand entgegensetzen“ – und damit den Charakter der Demonstration als Schweigemarsch bewußt stören. Die Veranstalter des „Marschs für das Leben“ predigten „auf der Grundlage eines christlich-fundamentalistischen Weltbildes das Verbot und die Bestrafung von Abtreibungen“, so der Vorwurf der Gegner. Die Unterzeichner des Aufrufes machten sich dagegen „für das Selbstbestimmungsrecht von Frauen“ stark und fordern die Abschaffung des Paragraphen 218  des Strafgesetzbuches, dessen Existenz den Schwangerschaftsabbruch nach dem Willen der Frauen „nach wie vor kriminalisiert“, so das Bündnis.

Außerdem wird behauptet, daß die Veranstalter des „Marschs für das Leben“ mit falschen Abtreibungszahlen operieren. Die Bezeichnung „1000-Kreuze-Marsch“, die laut Veranstalter auf die pro Werktag vorgenommene Zahl der Abtreibungen hinweist, sei irreführend. Denn im Jahr 2009 seien laut Statistischem Bundesamt 110.694 Abtreibungen vorgenommen worden, was pro Tag etwa 440 Fällen entspreche. Dabei unterschlagen die Gegner jedoch, daß die Lebensschützer darauf verweisen, daß die Statistiker nur die gemeldeten Abtreibungen erfassen. Rechne man die Dunkelziffer hinzu, sei die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche wesentlich höher. Besonders empört zeigte sich das linke Bündnis über den Hinweis der Marsch-Veranstalter, man müsse sich gegen das „erneute Aufkommen der Euthanasie“ wenden. Dies müsse als „ungeheure Verharmlosung der Vernichtung von sogenanntem ‘unwerten Leben’ durch die Nationalsozialisten gewertet werden“.

Die im Bündnis organisierten linksextremistischen Organisationen sind keine Unbekannten und darauf spezialisiert, ihnen unliebsame Demonstrationen zu verhindern oder zu stören. In ihrem Haß machen sie dabei keinen Unterschied zwischen Lebensschützern, vermeintlichen beziehungsweise tatsächlichen „Nazis“. Das „Antifaschistische Bündnis Süd-Ost“ hat sich die Verhinderung von Demonstrationen auf die schwarz-roten Fahnen geschrieben: „Naziaufmärsche blockieren ist unser Recht!“, heißt es dort etwa. Auch die ebenfalls gegen den „Marsch für das Leben“ mobilisierende „Antifa Prenzlauer Berg“ möchte laut ihrer Internetseite „Nazis auf die Pelle rücken“. Stolz vermeldet die Gruppierung, daß es ihr gelungen sei, eine sogenannte Kameradschaft „nicht zuletzt durch direkte Aktionen“ aus dem Kiez zu vertreiben. Der „Kampf für eine herrschafts- und klassenlose Gesellschaft“ fange „bei der Bekämpfung von Neonazis erst an“, versichert das Bündnis. Daher hatte man sich in diesem Jahr auch an der „Revolutionären 1.-Mai-Demonstration“ beteiligt, um die „unversöhnliche Ablehnung des Kapitalismus“ kundzutun – denn der Kapitalismus bringe „Krisen und Krieg“ hervor.

Unversöhnliches zeigt auch ein Bild auf der Netzseite der Antifa Hohenschönhausen: Unter der Überschrift „Jeder Naziaufmarsch hat seinen Preis“ sind diverse Gegenstände zu sehen, die sich nach Ansicht der „Antifaschisten“ offenbar dazu eignen, eine Demonstration zu verhindern: Zu sehen sind neben einem Megaphon auch eine Mülltonne und diverse Werkzeuge wie Schraubenschlüssel, Zange und Spaten.

Treffpunkt für den „Marsch für das Leben“ ist am Sonnabend um 13 Uhr der Neptunbrunnen  zwischen Marienkirche und Rotem Rathaus in Berlin-Mitte.

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