© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/10 17. September 2010

Meldungen

Das Deutsche Museum im Dritten Reich

MÜNCHEN. Der gewöhnlich abwertend verwendete Begriff „Revision“ hat unter engangierten Vergangenheitsbewältigern immer dann einen guten Klang, wenn es um die „Zerstörung von Legenden“ über die NS-Zeit geht. So auch die bei den Wissenschaftshistorikern Elisabeth Vaupel und Stefan L. Wolff, die die „Revision einer Nachkriegslegende“ über eines der größten naturwissenschaftlich-technischen Museen der Welt, des Deutschen Museums in München (DM), verheißen (Naturwissenschaftliche Rundschau Nr. 746/2010). Vollmundig kündigen sie an, daß ihre dreijährige intensive Forschung über das DM zwischen 1933 und 1945 das Bild dieser Institution „grundlegend revidiert“ habe. Tatsächlich fanden Vaupel und Wolff aber nur heraus, daß es mehr Anpassung als Widerstand in der DM-Führung gegeben habe. Und diese nicht eben verwunderliche „Anpassung“ erschöpfte sich im wesentlichen in der Aktualisierung des Ausstellungskonzepts mittels „Sonderschauen“ etwa zum Reichsautobahnbau oder, auf Initiative des im Museumsvorstand sitzenden Generalinspekteurs für das deutsche Straßenwesen, Fritz Todt, durch den Bau einer Kraftfahrzeughalle, die 1937 zur Empörung von Vaupel und Wolff doch wahrhaftig mit einer Hitler-Büste geschmückt wurde.

 

Albert Einstein: Motor der Spengler-Rezeption

KÖLN. Wie Hegel oder Heidegger gilt der Geschichtsphilosoph Oswald Spengler (1880–1936) als international eigentlich unvermittelbarer deutscher Tief- und Selbstdenker. Daß es im Ausland gleichwohl kurz nach Erscheinen von „Der Untergang des Abendlandes“ (1918) zu starken „Spengler-Effekten“ kam, arbeitet Carl Antonius Lemke Duque anhand der Rezeption des Kulturmorphologen in Argentinien, Spanien, Frankreich und Italien heraus (Archiv für Kulturgeschichte, 1/2010). Auffallend sei dabei, wie der Bellizist Spengler Seite an Seite mit dem Pazifisten Albert Einstein unter dem Etikett des „Relativismus“ wahrgenommen wurde. Wie Einsteins Relativitätstheorie kein zentrales Referenzsystem gegenüber der Natur der Raumzeit mehr zulasse, so gab es für Spengler nur noch Kulturen und ihre relativen „Wahrheiten“, aber keine Kultur mehr, die sich durch Annäherung an eine absolute Wahrheit vergrößere. Gerade im Italien Mussolinis habe die Parallelisierung Spenglers mit Einstein deswegen zu einer pikanten Politisierung der Spenglerschen Kulturphilosophie geführt.

 

Erste Sätze

Um das Haus meiner Eltern in Wien lag ein Garten.

Tilla Durieux: Meine ersten neunzig Jahre, Berlin/München 1971

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