© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/10 24. September 2010

Meldungen

Diskussion umSarrazin-Buch hält an

BERLIN. Thilo Sarrazins Buch „Deutschland schafft sich ab“ steht weiter auf Platz eins der Sachbuch-Bestsellerliste. Die Gesamtauflage soll inzwischen bei 650.000 Exemplaren liegen. Unterdessen wehrt sich Sarrazin (65) weiter gegen seinen Rauswurf aus der SPD. In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Allgemeine Zeitung unter dem Titel „Die SPD-Spitze kann nicht lesen“ warf er vergangenen Samstag dem SPD-Vorsitzenden Sigmar Gabriel eine Verfälschung seiner Thesen vor. „Sigmar Gabriel stilisiert mich zum Wegbereiter von Haßpredigern, weil ich von der Evolutionsbiologie nicht schweigen will“, schrieb Sarrazin. Ihn mit dem Hinweis stigmatisieren zu wollen, er sei „Eugeniker“ sei „unzulässig und ehrabschneidend“. Zuvor hatte Gabriel in einem Beitrag für die Zeit das Ausschlußverfahren gegen Sarrazin verteidigt. Der SPD-Chef warf ihm einen Rückgriff auf „bevölkerungspolitische Theorien“ vor, „die Ende des 19. Jahrhunderts und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Grundlage für die schrecklichsten Verirrungen politischer Bewegungen wurden“. Mit seiner Kritik an muslimischen Zuwanderern bereite Sarrazin „den Boden für die Haßprediger im eigenen Volk“. Das sei mit der Programmatik der SPD nicht zu vereinen, so Gabriel. In Sarrazins Erwiderung heißt es dazu: „Der Versuch, demographische Fragen aus dem politischen Diskurs zu verbannen, führt aber nicht weiter. Die deutsche Sozialdemokratie sollte sich diesen Fragen nicht verschließen.“

 

Petition zum Hausschulunterricht

BERLIN. Der Deutsche Bundestag prüft eine Petition, die Straffreiheit für Hausschulunterricht fordert. Das teilt das „Netzwerk Bildungsfreiheit“ in einem Rundbrief mit. 5.474 Personen unterstützen das Anliegen. Hausunterricht werde in allen anderen Ländern der Europäischen Union und englischsprachigen Nationen bereits schon länger mit großem Erfolg praktiziert und erweise sich immer mehr als Bildungsweg der Zukunft, heißt es in der Petition. In Deutschland sei es dagegen eine noch weitgehend unbekannte und mit zahlreichen Vorurteilen behaftete Form des Lernens. „Die unzureichende Vermittlung von ethischen und moralischen Grundwerten an öffentlichen Schulen, Gewalt und Mobbing, negative Sozialisation der Kinder, fehlende Lernfreude, sinkendes Bildungsniveau“ hätten dazu geführt, daß sich immer mehr Eltern Alternativen im Bildungssystem wünschten. Anlaß für die Forderung nach einem straffreien Hausunterricht ist die steigende Zahl von Fällen, bei denen Eltern ein Bußgeld auferlegt wurde, weil sie ihre Kinder von einzelnen Schulveranstaltungen fernhielten oder ganz zu Hause unterrichteten.

 

Christa Wolf erhält Uwe-Johnson-Preis

NEUBRANDENBURG. Die Schriftstellerin Christa Wolf (81) erhält an diesem Donnerstag den mit 12.500 Euro dotierten Uwe-Johnson-Preis. Die von der Tageszeitung Nordkurier und der Mecklenburgischen Literaturgesellschaft verliehene Auszeichnung bekommt sie für ihren Roman „Stadt der Engel oder The Overcoat of Dr. Freud“. Wolf entwerfe darin „ein faszinierendes Netzwerk, in dem die Ich-Erzählerin alltägliche Begebenheiten, Assoziationen, Erlebnisse, Gefühle und Erinnerungen verwebt“, urteilte die Jury. Die Laudatio hält der Schriftsteller Christoph Hein. Der Uwe-Johnson-Preis wird alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Uwe-Johnson-Förderpreis an deutschsprachige Autoren vergeben. Zuletzt erhielt die Auszeichnung Uwe Tellkamp.

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