© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/10 01. Oktober 2010

Lesereinspruch
Zu spät

Zu: „Was man nicht sagen darf“ von Thorsten Hinz, JF 38/10

Die überschwengliche Hymne auf die Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach am Ende des Beitrags von Thorsten Hinz in allen Ehren: Aber hier wird dann doch allzu verkürzt auf die letzten zwei Wochen abgestellt. Dabei blendet der Autor leider aus, daß Erika Steinbach der Geduldsfaden spät – zu spät – riß. Noch im März ließ sie es sich nicht nehmen, beim Jahresempfang des Bundes der Vertriebenen die als Ehrengast anwesende Bundeskanzlerin über den grünen Klee zu loben. Angela Merkel, die die ehrabschneidenden Angriffe ihres Vizekanzlers Guido Westerwelle (FDP) auf ihre CDU-Parteifreundin Steinbach niemals öffentlich zurückgewiesen hatte, wurde von der gedemütigten BdV-Präsidentin als prononcierte Unterstützerin des Zentrums gegen Vertreibungen gefeiert. Der Kanzlerin liege das Schicksal der Heimatvertriebenen „tatsächlich am Herzen“, verkündete Steinbach damals, und mancher Besucher rieb sich verwundert die Augen. Für ihre Loyalität zur Koalition hat Steinbach einen zu hohen Preis gezahlt.

Ingmar Nolle, Stuttgart

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen