© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/10 01. Oktober 2010

Zeitschriftenkritik: Nachrichteninfo (Förderverein Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen)
Unrecht benennen, Opfer würdigen
Thorsten Thaler

Einer der authentischsten Erinnerungsorte für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft in Deutschland ist die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen auf dem Gelände der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt der DDR-Staatssicherheit. 1951 von den Sowjets übernommen, wurden dort bis zum Frühjahr 1990 Tausende vor allem politische Gefangene inhaftiert, verhört, physisch und psychisch gefoltert. Die Liste reicht von den Reformkommunisten Wolfgang Harich und Walter Janka, Entführungsopfern wie Karl Wilhelm Fricke und dem später in Moskau hingerichteten Walter Linse über SED-Dissidenten wie dem Schriftsteller Jürgen Fuchs und dem Liedermacher Gerulf Pannach bis zu den Bürgerrechtlern Bärbel Bohley, Freya Klier, Stephan Krawczyk, Vera Lengsfeld und Ulrike Poppe. Mit dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik am 3. Oktober 1990 wurde auch das zentrale Stasi-Untersuchungsgefängnis für immer geschlossen, 1994 dort die Gedenkstätte errichtet. Ihr wissenschaftlicher Direktor ist seit 2001 der Historiker Hubertus Knabe. Im vergangenen Jahr besuchten 314.000 Menschen die Gedenkstätte.

Seit 2003 unterstützt ein gemeinnütziger Förderverein die Arbeit der Gedenkstätte finanziell, ideell und praktisch. Zu seinen Tätigkeiten gehört unter anderem die Herausgabe der Publikation Nachrichteninfo, das in der Regel alle drei Monate erscheint und über aktuelle Entwicklungen im Förderverein und in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen informiert. Die Hefte im DIN-A5-Format haben einen Umfang von 28 Seiten und werden an Mitglieder des Fördervereins sowie ihm nahestehende Personen verschickt. Redaktionell verantwortlich zeichnet der Vorsitzende des Vereins, Jörg Kürschner. Der Journalist und ehemalige DDR-Häftling weist im Geleitwort der aktuellen Ausgabe des Nachrichteninfo (Heft 18) auf die Vorbereitungen für die Verleihung des Hohenschönhausen-Preises hin, der in diesem Jahr voraussichtlich im November zum zweiten Mal vergeben werden soll. Mit dem Preis werden Personen ausgezeichnet, die sich in herausgehobener Weise um die kritische Auseinandersetzung mit der SED-Diktatur verdient gemacht haben. Erster Preisträger war 2008 der Schriftsteller und Publizist Joachim Walther. Wie einer Information auf der Internetseite des Fördervereins zu entnehmen ist, wird derzeit gerade der diesjährige Preisträger aus den bis Ende August eingereichten Vorschlägen von einer Jury ausgewählt, der neben Knabe, Kürschner und anderen auch der Berliner Politikwissenschaftler Arnulf Baring angehört.

Die Hefte enthalten jeweils knappe Berichte über prominente Besuche in der Gedenkstätte, die vielfältigen Aktivitäten des Fördervereins, Beiträge zu politische Äußerungen, Debatten und Entscheidungen, die im Zusammenhang mit der Aufarbeitung des DDR-Unrechtsstaates und dem Umgang mit SED-Opfern stehen, Personalmeldungen, Kurznachrichten und Buchvorstellungen.

Kontakt: Förderverein Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Nibelungenstr. 36 A, 13465 Berlin, Tel./Fax: 030 / 22 48 99 20, E-Post: info@foerderverein‑hsh.de  www.foerderverein-hsh.de

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