© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Griechenland
Chinas trojanisches Pferd
von Albrecht Rothacher

Der chinesische Militärphilosoph Sun Tsu lehrte, stets sorgfältig nach der Schwachstelle des Gegners zu suchen und ihn dann durch einen schnellen Vorstoß möglichst kampflos zu lähmen. Um ein entsprechendes Einfallstor in die Europäische Union (EU) von heute zu finden, mußten die Chinesen trotz reicher Auswahl nicht lange suchen. So bot ihr Premier Wen Jiabao bei seinem Europabesuch in der griechischen Hauptstadt Athen der angeschlagenen Wiege des Abendlandes einen bunten Strauß an Hilfspaketen an: den Ausbau des vom chinesischen Logistikkonzern Cosco für 35 Jahre gepachteten Hafens in Piräus zum Hauptumschlagepunkt für die Balkanexporte des fernöstlichen Riesen, die Verdoppelung der chinesischen Importe durch den Kauf von Olivenöl und zusätzliche Kredite für griechische Reeder zum Erwerb chinesischer Containerschiffe.

Dazu versprach er den Kauf von Staatsanleihen des bei der EU und dem Internationalen Währungsfonds in der Kreide stehenden Großschuldners. Ein gutes Geschäft für Peking: 10 Prozent Rendite versprechen jene Anleihen, die Griechenland aus eigener Kraft wohl kaum je begleichen dürfte, für die seine Euro-Partner jedoch bürgen. Dazu erwirbt China einen verläßlichen Fürsprecher in Brüssel, das außenpolitisch nur einstimmig entscheiden kann: So werden die europäischen „Langnasen“ erfolgreich neutralisiert.

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