© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Bildungspolitik
Gegen den Elternwillen
von Rainer Ortleb

Von der Öffentlichkeit außerhalb Nordrhein-Westfalens kaum beachtet, treibt die grüne Schulministerin Sylvia Löhrmann unauffällig die Einführung der Einheitsschule im bevölkerungsreichsten Bundesland voran. Nachdem deren Durchsetzung in Hamburg am Widerstand der Bürger gescheitert ist, geht man auf stilleren Pfaden: Unbedingt soll der Eindruck vermieden werden, das Projekt werde von oben „durchgedrückt“, um den Volkszorn nicht zu reizen.

Deshalb lohnt es sich, genauer hinzusehen, da sich im Kulturkampf um das richtige Schulsystem, von dessen Ausgang in einer Welt der globalen Konkurrenz nicht weniger abhängt als unsere Zukunft, in Düsseldorf die nächste Front auftut.

„Schulfrieden“ heißt das Zauberwort, doch dahinter verbirgt sich der Versuch der Sedierung eben jenes bürgerlichen Widerstands, der sich auch in NRW zu organisieren beginnt. Denn Mindestkonsens für einen solchen Schulfrieden wäre eine Wahlfreiheit. Doch die rot-grüne „Ermöglichungsstrategie“ zielt auf die Ausschaltung des Elternwillens. Sicher liegt nicht in ihm allein das Heil, doch ist er zur Bastion der Freiheit geworden, die Frau Löhrmann unbemerkt schleifen will.

 

Prof. Dr. Rainer Ortleb war FDP-Chef in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen und von 1991 bis 1994 Bundesminister für Bildung und Wissenschaft. 

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