© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Der erfolgreiche Kampf um die Südgrenze
Die Ergebnisse der Volksabstimmung in Kärnten vor neunzig Jahren dämpften südslawische Ambitionen und haben bis heute ihre Gültigkeit bewahrt
Bruno Burchhart

Die Kärntner Volksabstimmung vom 10. Oktober 1920 ist mit ihrem positiven Ausgang eine der wenigen Erfolgsgeschichten des letzten Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum mit Auswirkungen bis in die heutigen Tage.

Knapp vor dem kriegsbedingten Zerfall der Donaumonarchie vom 11. November 1918 wollten sich die Völker ein möglichst großes territoriales Stück vom Erbe dieses Staates sichern. So forderten bereits am 17. Oktober 1918 die Süd(„Jugo“)-Slawen für ihren geplanten Staat ganz Kärnten ein. Und das, obwohl es nur im Süden Kärntens einen slowenischen Bevölkerungsteil gab.

Am 12. November 1918 wurde „Deutsch-Österreich“ (dieser Name wurde später von den Siegermächten im Friedensdiktat von Saint-Germain verboten) mit dem Staatsgebiet inklusive  Südtirol, Sudetenland sowie Steiermark und Kärnten als Ganzes konstituiert.                                                                                       Slowenische Truppen fielen jedoch schon knapp eine Woche früher, also noch vor Weltkriegsende, in Kärnten ein, um vollendete Tatsachen vor einer Friedenskonferenz zu schaffen. Dagegen schlossen sich aus allen Bevölkerungsschichten bewaffnete Einheiten zusammen. Zuerst durch auf örtlicher Ebene gebildete Bürgerwehren, dann aber auch auf Beschluß der Kärntner Landesregierung wurde durch organisierte Militäreinheiten ab dem 18. November 1918 gegen den Aggressor gekämpft. Aufrufe um Hilfe ergingen weit über Kärnten hinaus, auch die Waffenstudenten der Hochschulen beteiligten sich führend an den schweren Gefechten. Waffenstillstandsabkommen wurden mehrmals durch neuerliche Truppeneinfälle der Jugoslawen gebrochen. Bis zum 7. Mai 1919 gelang es aber, ganz Kärnten von feindlichen Truppen zu befreien.

Selbstbestimmungsrecht der Völker wurde durchgesetzt

Hauptergebnis war, daß die in Saint-Germain konferierenden Siegermächte entgegen den ursprünglichen Plänen am 11. Mai 1919 die Abhaltung einer Volksabstimmung in Südkärnten beschlossen. Ohne Abstimmung wurden das Kanaltal Italien und das Mießtal, Unterdrauburg und die Gemeinde Seeland (Kankertal) dem Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen (SHS) zugeschlagen. Auch ein neuerlicher massiver Einfall der SHS-Armee mit serbischen Truppenteilen unter dem Befehl des slowenischen Generals Rudolf Maister mit hermetischer Abriegelung von Südkärnten nach dem restlichen Deutsch-Österreich im Sommer 1919 änderte nichts mehr.

Nach einer mit großem Einsatz aller Kärntner geführten Propagandaschlacht um die Zustimmung wurde unter Aufsicht der Siegermächte das Plebiszit durchgeführt, von diesen anerkannt und verkündet: Fast sechzig Prozent der Südkärtner stimmten am 10. Oktober 1920 für Österreich, über vierzig Prozent wollten eine Zukunft im SHS-Staat. Das ist insofern bemerkenswert, als der slowenische Bevölkerungsanteil in Südkärnten wesentlich höher als der Pro-SHS-Stimmenanteil war. Zudem übten Maisters Truppen in wesentlichen Teilen des besetzten Südkärnten bis kurz vor der Wahl Druck für einen SHS-Beitritt aus.

Auch nach der Volksabstimmung versuchten Maisters Truppen neuerlich, Kärnten zu besetzen, mußten sich aber nach ultimativer Aufforderung der Botschafterkonferenz in Paris vom 16. Oktober 1920 nach Süden zurückziehen. Am 22. November erlangte Wien seine Souveränität über ganz Kärnten. Das von US-Präsident Woodrow Wilson mit seinen 14 Punkten vom Januar 1918 proklamierte „Selbstbestimmungsrecht der Völker“ wurde – anders als beispielsweise im Abstimmungsgebiet Oberschlesien – letztlich nördlich der Karawanken tatsächlich durchgesetzt: Kärnten blieb „frei und ungeteilt“. Ungeachtet des immer noch schwelenden Sprachenstreits mit der slowenischen Minderheit ist dort der 10. Oktober bis heute ein Feiertag.

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