© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Leserbriefe

Zum Neuauftritt der JF

Mehr Qualitätsjournalismus

Sie bekommen von mir ein großes Lob. Die neue JUNGE FREIHEIT hat mir sofort sehr gut gefallen. Mehr qualitätsvoller Journalismus zum gleichen Preis wie vorher. Hut ab! Vor allem gefällt mir der ausgebaute Wirtschaftsteil und die eigene Medienseite.

Stephan Apelt, Oberursel

 

Das neue Logo ist zu blaß

Die neue JUNGE FREIHEIT ist im allgemeinen gelungen, wengleich das bisherige Layout fast ebenso gut war. Eine eindeutige Verschlechterung sind aber Titel und Logo. Vor allem Reichstagskuppel und Brandenburger Tor wirken blaß. Schatten und Farbe wirkten bisher optisch kräftiger.

Edgar Guhde, Düsseldorf

 

Sarrazin – ein Luftikus?

Das neue Layout macht die JUNGE FREIHEIT übersichtlicher und lockerer. Zum Glück sind die Artikel zum Thema Sarrazin auch wieder weniger geworden. Ich befürchte, daß wir ihn bei aller Zustimmung zu seinen Thesen doch etwas überschätzt haben. Nachdem er zuletzt diese nebulöse Renten- oder Pensionserhöhung kassiert hat, ist er sehr schweigsam geworden. Liegt ihm wirklich Deutschlands Zukunft am Herzen oder ist er nur ein kluger Geschäftsmann, der eine Marktlücke entdeckt hat?

Sarrazins Argument, er wolle den frisch gewählten Bundespräsidenten nicht beschädigen, halte ich für unglaubwürdig. Zu groß schien mir seine Freude an der Provokation an sich. Ich denke, daß er das seinerzeit schon bewies, als er Hartz-IV-Empfänger kritisierte. Hoffentlich sind wir, seine „Anhänger“, nicht letzten Endes auf einen Luftikus hereingefallen.

Frank Fechner, Berlin

 

Berliner Format war handlicher

Wenn man all das jetzt noch mehr vorhandene unbedruckte Weiß herausnähme und die halbe Seiten füllenden Bilder, deren Informationswert wohl kaum mit der Größe steigt, verkleinerte, dann hätte die JUNGE FREIHEIT das handliche „Berliner Format“, das sie ja schon einmal hatte. Unter ökologischen Gesichtspunkten ist die Layout-Reform also schwerlich zu bejubeln, denn Zeitungspapier wird schließlich aus Holz hergestellt.

Dr. Günter Gottschlich, Tübingen

 

 

Zu: „Politisch-korrekte Säuberungen“ von Marcus Schmidt, JF 39/10

Für Anwohner unzumutbar

Straßennamen von Personen oder geschichtlichen Ereignissen sollten den Betreffenden oder das jeweilige Ereignis rühmen. Mit einer Herero-Straße ist jedoch das Gegenteil beabsichtigt. Das erinnert mich an einen Vorgang in Celle. Mehrmals wurde hier von der SPD der Vorschlag gemacht, einer Straße den Namen „8. April 1945“ zu geben. An diesem Tag wurde nämlich von den Alliierten ein Eisenbahnzug mit KZ-Häftlingen bombardiert, und die Flüchtenden wurden angeblich auch von Teilen der Celler Bevölkerung gejagt und getötet. An diese Schandtat solle ewig mit einer Straßenbenennung erinnert werden, hieß es. Bisher ist das jedoch nicht geschehen. Ich finde es unzumutbar, wenn Anwohner in einer Straße wohnen müssen, die mit einem negativen Attribut belegt ist. Daran könnte man stattdessen mit Denkmalen erinnern.

Wenn derzeit öffentlich über die Nazizeit diskutiert und geschrieben wird, so habe ich zumeist den Eindruck, daß das Verhalten der Menschen damals nach heutigen Maßstäben beurteilt wird. Das ist so, als wenn man sagen würde, warum hat man im Mittelalter um die Pest und die Cholera soviel Aufhebens gemacht und sie nicht einfach mit Antibiotika behandelt?          

Roland Hütter, Celle

 

 

Zu: „Linke Lobbyarbeit trägt reichlich Früchte“ von Hinrich Rohbohm, JF 39/10

Respekt vor Lettow-Vorbeck

In Sambia, dem ehemaligen Nord-Rhodesien, steht am Ende der Brücke über den Sambesi an der Hauptstraße von Mpika nach Kasama ein Denkmal für „General von Lettow Vorbeck, Commander of Germany forces in East Africa during the First World War.“ – in Erinnerung an die Kapitulation am 14. November 1918 (drei Tage später als in Europa), die Einstellung der Kampfhandlungen und den Marsch zurück nach Abercorn (heute Mbala) sowie die Übergabe der englischen Kriegsgefangenen an die dortige englische Verwaltung. Sambia war zu diesem Zeitpunkt englische Kolonie.

Von Lettow Vorbeck wird in Sambia allgemein großer Respekt entgegengebracht, weil er sich gegen die Übermacht der Briten so lange behaupten konnte. Sambia wurde nach blutigem Befreiungskampf gegen die Briten 1964 unabhängig. Die Deutschen sind in Sambia bis heute hoch angesehen. Im Gespräch hört man immer wieder: „Was haben die Engländer uns hinterlassen. Schaut nach Namibia, da kann man sehen, was die Deutschen dort aufgebaut haben ...“

Karl Steidel, Rauenberg

 

 

Zu: „Das Ende einer Wochenzeitung“ von Dieter Stein, JF 39/10

Dem Exodus folgt der Exitus

Waren das noch Zeiten, als sich die wegweisenden Kommentare konservativer Publizisten vom Range eines Otto B. Roegele, Anton W. Böhm, Alois Rummel oder Paul Wilhelm Wenger regelmäßig in den Presseschauen der Hörfunkkanäle wiederfanden. Diese und die Namen weiterer prominenter Vertreter katholisch-konservativer Denkart standen für den Rheinischen Merkur.

Doch die einstmals führende Stimme der konservativen Intelligenz war zu einem millionenschwer subventionierten Blättchen mit der Auflage eines besseren Pfarrbriefs degeneriert, das – wie andere auch – nur allzu oft, statt Flagge zu zeigen, dem Zeitgeist hinterherhechelte und damit erwartungsgemäß sein Stammpublikum einbüßte. So folgt dem Exodus der Leser nunmehr zwangsläufig der Exitus des Blattes.     Helmut S. Ruppert,

Bergisch Gladbach

 

 

Zu: „Der mit den Wölfen heult“ von Thorsten Hinz, JF 39/10

Doch leider ohne Amüsement

Hinz entzündet über dem neuen Bundespräsidenten ein verbales Feuerwerk, voll Treffsicherheit und Ironie – was amüsierte, offenbarte es nicht den traurigen Zustand unserer Republik.

Dr. Hans-Peter Müller, Leipzig

 

 

Zu: „Kampf für die grünen Alleen“ von Volker König, JF 39/10

Alleen sind auch Todesfallen

Sie verklären in diesem Artikel die Alleen und bedauern, daß nicht jeder gefällte Baum nachgepflanzt wird. Wie Sie richtig feststellen, entstanden die meisten Alleen im 19. Jahrhundert, als es noch keine Autos und Motorräder gab. Bäume am Straßenrand sind jedoch Todesfallen und wirken wie Betonpfeiler auf aufprallende Fahrzeuge. Bäume gehören überall hin, nur nicht an Autostraßen. Kreuze und Blumensträuße entlang der Alleen legen ein trauriges Zeugnis darüber ab.

Anfang dieses Jahrzehnts starben allein in Brandenburg innerhalb eines Jahres 333 Menschen durch Aufprall auf einen Straßenbaum. Auch wenn ein Teil durch Leichtsinn und/oder Alkoholgenuß bedingt ist, sollte das kein Grund sein, diese Menschen mit dem Tod zu bestrafen oder sie zu Krüppeln werden zu lassen. Ihre Zeitung setzt sich sehr für den Schutz des ungeborenen Lebens ein, das Leben oder besser Überleben der bereits Geborenen scheint Sie dagegen weniger zu interessieren.

Hellmut Kiack, Berlin

 

 

Zu: „Kritiker werden abgeschaltet“ von Volker Kempf, JF 39/10

Wähler-Votum ist zu respektieren

Die jetzt heftig geführte Diskussion über eine Verlängerung der Laufzeiten der deutschen Kernkraftwerke erübrigt sich, denn die Wähler haben sich bereits bei der Bundestagswahl am 27. September 2009 für die Verlängerung entschieden! Bei der 14 Tage zuvor von den beiden Kanzlerkandidaten  Frank-Walter Steinmeier und Angela Merkel ausgetragenen Fernsehdiskussion gab es nämlich mit nur einer Ausnahme praktisch keine unterschiedlichen Positionen zwischen SPD und CDU. Ob der Mindestlohn nun allgemein oder branchenspezifisch festgelegt werden soll; das war nicht besonders kontrovers. Ebensowenig kontrovers waren die verschiedenen Ansätze zur Deckelung der Managerbezüge oder die Haltungen zum Bundeswehreinsatz in Afghanistan.

Einzig wirklich strittiges Thema war dagegen die Nutzung der Kernenergie. Die SPD wollte am Atomausstieg nicht rütteln und die CDU war für den Weiterbetrieb unserer Kernkraftwerke. Nachdem die Wähler sich mit überraschend großer Mehrheit für die CDU und Kanzlerin Merkel entschieden haben, muß das eindeutige Votum der Wähler respektiert werden. Auch wenn es der Opposition und Greenpeace nicht in den Kram paßt!

Reinhard Wolf,  Großkrotzenburg

 

 

Zu: „Was man nicht sagen darf“ von Thorsten Hinz, JF 38/10

Eine falsche Grundannahme

Im zweiten Teil der dazugehörigen Überschrift heißt es: „Der ´Fall Steinbach` zeigt, wie eng der Spielraum der Meinungsfreiheit in Deutschland immer noch ist.“ Diese Aussage weckt den Eindruck, als seien die Verhältnisse immer schon so gewesen. Das ist nicht der Fall.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, daß man sich vor fünfzig Jahren mit Freunden, Bekannten und Mitarbeitern offen und unbefangen über Politik und Geschehnisse der jüngeren Geschichte unterhalten konnte, ohne daß jemand einem an die Gurgel sprang. Vor etwa vierzig Jahren haben sich diese Verhältnisse grundlegend geändert. Hatte man es früher mit Menschen zu tun, die Krieg und Nachkriegszeit aus eigenem Erleben kannten, mußte man sich nun mit denen auseinandersetzen, die – durch die Gehirnwäsche der Umerziehung geprägt – aus den Schulen entlassen worden waren.

Auf andere Erfahrungen und Meinungen reagieren diese bis heute wie ein kleines Kind, dem man sein Spielzeug wegnimmt, oder wie ein Köter, dem man den Knochen entreißt. Fernsehen, Rundfunk und Presse übernehmen durch die tägliche „Aufarbeitung“ der Geschichte die Rolle des Repetitors. In einem solchen Klima hat der Gesetzgeber leichtes Spiel. Bisher wurden nur Äußerungen zu einem bestimmten geschichtlichen Ereignis mit Strafe bewehrt, aber es wird sicher nicht lange dauern, bis auch unerwünschte Meinungen zu anderen Geschehnissen der Strafverfolgung anheimfallen. Thorsten Hinz hätte also schreiben müssen: „Der ‘Fall Steinbach’ zeigt, wie eng der Spielraum der Meinungsfreiheit in Deutschland geworden ist.“   

Hans-Joachim Klein, Heusweiler-Dilsburg

 

 

Zu: „Ein Potential von 20 Prozent“, Interview mit Klaus-Peter Schöppner, JF 39/10

Zeit für eine bundesweite CSU

Angesichts der Schwierigkeit, rechts von der CDU eine Partei zu gründen, stellt sich die Frage, ob es nicht eine andere Möglichkeit gibt. Ausgesprochen hatte diese Frage kürzlich der Vorsitzende der Sudetendeutschen Landsmannschaft Bernd Posselt, MdEP. Selbst der bayerische Ministerpräsident Seehofer ließ diese Frage am Rande des BdV-Treffens zum „Tag der Heimat“ in einem Fernsehinterview anklingen.

Nach den letzten Meinungsumfragen liegt die CDU zur Zeit etwa bei 30 Prozent, während die CSU auf etwa 40 Prozent kommt. Angesichts dieser Diskrepanz muß sich die CSU fragen lassen, wie lange sie noch in Nibelungentreue dem Abwärts-trend der CDU folgen will. Dies könnte vermieden werden, wenn die CSU sich ihrer gesamtdeutschen politischen Verantwortung bewußt wird und durch eine bundesweite Ausdehnung die gesamte potentielle konservative Wählerschicht erreicht. Angesichts einer möglichen rot-grünen Mehrheit bei der nächsten Bundestagswahl, wäre es hierfür höchste Zeit.

Albrecht von Kalm, Unkel

 

 

Zu: „René Stadktkewitz nutzt die Gunst der Stunde“ von Marcus Schmidt, JF 38/10

Bislang ist alles nur ein Witz

René Stadtkewitz – und wieder eine neue Partei! Der Ruf nach einer neuen demokratischen Partei rechts der Union wird besonders nach dem „Fall Sarrazin“ in unserem Lande immer lauter.

Doch was will diese neue Partei? Sie steht nicht rechts von der CDU, sondern „klassisch liberal“. Auseinandersetzungen mit dem politischen Islam ja, jedoch kein Bekenntnis zu „Abendland in Christenhand“. Dieser „Eiertanz“ erscheint wie: „Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß“!

Solange wie demokratische Parteien sich neu zu gründen versuchen, aber sich gleichzeitig voneinander abgrenzen und gegenseitig ausschließen, wird es in Deutschland niemals eine vereinigte starke demokratische Rechte geben – auch nicht mit einer Partei von Herrn Stadtkewitz!              

Bernd Seidel, Köln

 

 

Zu: „Aufstand gegen die politische Klasse“ von Kurt Zach, JF 38/10

SPD und LINKE: Vorbildfunktion

Frau Merkel und die CDU-Spitze wollen nicht wahrhaben, daß eine einzige Partei heute nicht mehr das ganze Meinungsspektrum von links bis rechts abdecken kann. Mit ihrem Mitte-Links-Kurs gehen der CDU konservative Wählerschichten verloren, die bei Wahlen für sich getrennt genommen die Fünf-Prozent-Hürde bei weitem übersteigen würden.

Was liegt also näher, als aus diesem Wählerpotential heraus eine „rechte CDU“ rechts von der „linken CDU“ zu gründen? Das Beispiel der SPD mit den diversen rot-rot(-grün)en Koalitionen in den Kommunen und Ländern zeigt, daß die Trennung von ihrem extrem linken Flügel der SPD mittelfristig sehr genutzt hat. Denn die nächste Bundestagswahl wird uns als Ergebnis dieser Vorarbeit mit hoher Wahrscheinlichkeit eine rot-rot-grüne Mehrheit bescheren. Aus einem kurzfristigen Nachteil wurde schnell ein klarer Gewinn für die SPD.

Die Bildung einer „rechten CDU“ aus den enttäuschten konservativen CDU-Mitgliedern und CDU-Wählerschichten heraus hätte darüber hinaus den unschätzbaren Vorteil, daß die Medien eine solche Neugründung nicht gleich wieder in die rechtsextremistische Ecke stellen können.

Jürgen Rexer, Schnaittach

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen