© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Aufgeschnappt
Zugetragene Leistungen
Matthias Bäkermann

Gott sei Dank hat Ursula von der Leyen korrigierend eingegriffen. Par ordre de mufti setzte sie nicht vom Schreibtisch ihres Ministeriums, sondern vom noch wirkungsmächtigeren Talkshow-Stuhl bei Maybrit Illner am vergangenen Donnerstag für Caroline Küchle-Maas die Hartz-IV-Gesetze außer Kraft. Die Würzburgerin hatte 2008 beim Besuch ihrer Eltern auf deren Nachbargrundstück eine „Sonnenwendfeier“ belauscht und dort fremdenfeindliche und antisemitische Sprüche vernommen. Sofort notierte sie betreffende Autokennzeichen der Besucher und erstattete brav Meldung. „Aufgrund ihrer detaillierten Aussage“, wie die Mainpost meldete, „konnte schließlich ein 23jähriger, wegen anderer Propagandadelikte bereits Vorbestrafter, dingfest gemacht und verurteilt werden. Für den „Akt der Zivilcourage“ erntete die 47jährige arbeitslose Biologin viel Anerkennung, zuletzt den mit 10.000 Euro dotierten „xy-Preis – Gemeinsam gegen das Verbrechen“ des ZDF.

Dumm ist nur, daß Küchle-Maas Hartz-IV-Empfängerin ist und eigentlich die Zahlungen vom Amt so lange ausgesetzt würden, bis das Preisgeld verbraucht ist. Doch durch das Engagement des unterfränkischen FDP-Bundestagsabgeordneten Joachim Spatz und des ZDF gilt diese Regelung nun nicht: 7.000 Euro werden durch von der Leyens „unbürokratische“ Hilfe nicht auf Hartz IV angerechnet.  

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