© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/10 08. Oktober 2010

Frisch gepresst

Währungskrieg. Nicht viele Wirtschaftsjournalisten, die Dollar und Euro entgegen regierungsamtlichen Verlautbarungen oder der Hochglanzpropaganda von Großbanken grundsätzlich in Frage stellen, haben derartige publizistische Möglichkeiten wie der Welt-Redakteur Daniel Eckert. In seiner aktuellen Analyse beschreibt er den Aufstieg und die ungewisse Zukunft des US-Dollar als Leit- und Weltreservewährung. Doch ungebremste öffentliche und hohe private Verschuldung kennzeichnen auch die Euro-Zone. Hinzu kommen interne Spannungen, was in der Euro-Krise im Mai offenbar wurde. Auch hinter dem prognostizierten baldigen Aufstieg des chinesischen Yuan zur Weltwährung macht Eckert einige Fragezeichen. Für die Zukunft schließt er „eine Staats-­insolvenz, eine Inflation oder eine Währungsreform als Endpunkt der Schuldenkrise“ nicht aus. Um nach dem finanziellen „Großreinemachen“ wieder Vertrauen für ein neues Papiergeld zu gewinnen, sei es denkbar, „daß die Notenbanken das neue Geld statt allein mit Gold mit einem Korb von Rohstoffen decken“.

Daniel Eckert: Weltkrieg der Währungen. Wie Euro, Gold und Yuan um das Erbe des Dollar kämpfen – und was das für unser Geld bedeutet. Finanzbuch Verlag, München 2010, 272 Seiten, 19,95 Euro

Stalin. Sein Erfahrungsbericht aus dem Innern des kommunistischen Leviathan, der Klassiker „Die Revolution entläßt ihre Kinder“ von 1955 hat den in der Moskauer Zentrale der „Weltrevolution“ aufgewachsenen Wolfgang Leonhard berühmt gemacht. Bei allem, was Leonhard als „Sowjetologe“, als Wissenschaftler und Publizist seitdem veröffentlichte, steht die Schreckensherrschaft Stalins im Mittelpunkt. So auch bei dem schmalen Bändchen, das „Anmerkungen“ über den grausigen Georgier und sein Regime macht. Bewegendes Motiv für den Autor, um hier noch einmal im Schnellgang die bekannten Stationen von den Fünfjahresplänen bis zum Gulag-Staat zu passieren, ist die aktuelle Tendenz in Rußland, die „den größten Massenmörder des 20. Jahrhunderts“ als „Garanten nationaler Stärke“ zu rehabilitieren versucht.

Wolfgang Leonhard: Anmerkungen zu Stalin, Rowohlt Verlag, Reinbek 2009, broschiert, 188 Seiten, 8,95 Euro

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